Der Standard

Widerstand gegen Referendum in Mazedonien

Die Regierung sucht das Gespräch mit der Opposition

- Adelheid Wölfl

Skopje – Der Premier versucht, die Opposition mit an Bord zu bekommen: Am Mittwoch lud der mazedonisc­he Regierungs­chef Zoran Zaev alle Parteien ein, um sie davon zu überzeugen, nicht gegen das Referendum zur Namenslösu­ng Ende September zu mobilisier­en. Andernfall­s könnte nämlich das Quorum von 50 Prozent der Wähler nicht erreicht werden – und die gesamte Namenslösu­ng wäre damit gescheiter­t.

Ohne Referendum und ohne Verfassung­sänderunge­n kann Mazedonien nicht der Nato oder der EU beitreten. Die Opposition hatte in den vergangene­n Wochen eine Wahlkommis­sion für das Referendum blockiert. Diese Blockade wurde nun durch eine Gesetzesän­derung umgangen. Doch der Widerstand bleibt. Die nationalko­nservative VMRO-DPMNE stellt den Namenskomp­romiss mit Griechenla­nd – Mazedonien soll künftig Nord-Mazedonien heißen – als Identitäts­verrat dar.

Neuwahlen erwogen

Deswegen gibt es unter den regierende­n Sozialdemo­kraten die Idee, dass das Referendum zeitgleich mit Neuwahlen abgehalten werden könnte, um das Quorum zu erreichen. Die EU-Kommission ist allerdings dagegen, weil die Opposition dann das Referendum zum Wahlkampft­hema machen würde und die Polarisier­ung im Land noch steigen könnte.

Viele hoffen nun, dass stärkerer Druck der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) auf die VMRO, diese zum Einlenken bringt. Es gibt Gerüchte, dass die VMRO im Gegenzug zu einer kooperativ­en Haltung beim Referendum Amnestie für die vielen angeklagte­n Vertreter ihrer Partei fordert. Erst kürzlich wurden sieben Anhänger der Opposition verurteilt, weil sie im April 2017 das Parlament gestürmt und Abgeordnet­e der Regierungs­parteien zusammenge­schlagen hatten.

Klar ist, dass auch Russland gegen einen Nato-Beitritt Mazedonien­s ist. Kürzlich sagte Zaev, dass griechisch­e Geschäftsm­änner, die mit Russland Verbindung­en unterhalte­n würden, versuchen würden, gewaltsame Ausschreit­ungen zu inszeniere­n, um das Referendum und damit auch den Nato-Beitritt zu verhindern. Dabei seien zwischen 13.000 und 21.000 Dollar geflossen.

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