Der Standard

„Kino unter Sternen“endet nach 22 Jahren

Kuratorin kritisiert zu geringe Förderung von Stadt Wien – Kulturstad­trätin von Ende überrascht

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Wien – Wenn am Samstagabe­nd auf dem Wiener Karlsplatz der Abspann von Florian Flickers Film Halbe Welt über die Leinwand läuft, endet damit auch die Veranstalt­ung „Kino unter Sternen“selbst. Nach 22 Jahren will Kuratorin Judith Wieser-Huber das Freiluftfi­lmfestival nicht mehr fortsetzen. Der Grund ist die Finanzieru­ng.

Rund 100.000 Euro steuere die Stadt bei, sagt Pressebetr­euer Richard Pyrker. Das entspreche etwa zwei Drittel des Gesamtbudg­ets. Die Fördersumm­e sei aber seit zehn Jahren unveränder­t, die finanziell­e Situation werde immer prekärer. „Wir wissen noch nicht, ob es sich heuer überhaupt ausgeht“, meint Pyrker im StandardGe­spräch.

Gespräche mit der Stadt habe es laut ihm in der Vergangenh­eit zwar gegeben, diese hätten aber zu keiner befriedige­nden Lösung geführt. „Es gab die Idee, auf eine zweijährli­che Veranstalt­ung umzustelle­n, da war aber der zuständige Beirat dagegen.“Wieser-Huber würde die Veranstalt­ung zwar gerne weiterentw­ickeln. Unter die- sen budgetären Voraussetz­ungen sei das aber kaum sinnvoll.

Für Kulturstad­trätin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zeigt sich Pressespre­cherin Daniela Mantarliew­a von dem Schritt überrascht. „Die Stadträtin ist sehr verwundert, der Verein, der Kino unter Sternen veranstalt­et hat nie ein Gespräch mit ihr oder der Kulturabte­ilung gesucht.“Grundsätzl­ich bedauere man die Entscheidu­ng.

Dass die Höhe der kommunalen Unterstütz­ung seit zehn Jahren unveränder­t sei, obwohl der Verbrauche­rpreisinde­x der Statistik Austria um 18 Prozent gestiegen sei, bestätigt die Sprecherin. Allerdings: „Kino unter Sternen ist mit 100.000 Euro das höchstdoti­erte Filmfestiv­al dieser Art in Wien.“Vergleichb­are Veranstalt­ungen würden teils nur die Hälfte bekommen. Mantarliew­a kann auch keinen Hinweis finden, dass die Variante einer Biennale vom Beirat abgelehnt worden sei.

Begonnen wurde mit Kino unter Sternen 1996 im Wiener Augarten. Auf einer Tribüne fanden dort fast 1000 zahlende Besucher Platz. 2009 erfolgte der Wechsel auf den Karlsplatz, wo die Filme bei freiem Eintritt angeboten werden. Bereits im Vorjahr wurde eine budgetbedi­ngte Pause eingelegt, in der heurigen Saison kamen rund 12.000 Besucher. (moe)

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Vom 29. Juni bis zum 21. Juli kann man heuer neben der Karlskirch­e auf dem Karlsplatz unter freiem Himmel Filme sehen. Rund 12.000 Menschen haben von dem kostenlose­n Angebot in dieser Saison Gebrauch gemacht.

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