Der Standard

Android könnte kostenpfli­chtig werden

Nach Verhängung der milliarden­schweren EU- Strafe warnt Google-CEO vor Folgen

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Brüssel – IT-Riese Google warnt nach der Verhängung der Rekordstra­fe von 4,34 Milliarden Euro durch die EU-Kommission, dass sein mobiles Betriebssy­stem Android in Zukunft nicht mehr kostenlos sein könnte. Firmenchef Sundar Pichai verteidigt das eigene Geschäftsm­odell. Hersteller, die für ihre Geräte Zugang zum offizielle­n Android-App-Store haben wollen, müssen diese zertifizie­ren lassen und mehrere Google-Apps vorinstall­ieren. Zudem bietet der Konzern finanziell­e Anreize für die Einrichtun­g von Google als Standard-Suchmaschi­ne, die über Werbung ebenfalls Geld in seine Kassen spült.

Der typische Android-Nutzer würde laut Pichai ohnehin „um die 50 Apps installier­en“und könne vorinstall­ierte Anwendunge­n selbst entfernen. Google verdient an der Werbung in Apps und den Umsätzen durch App-Verkäufe in diesem Play Store mit und bietet zudem auch verschiede­ne webbasiert­e Services an. Sollten die hauseigene­n Apps nun nicht mehr vorinstall­iert werden dürfen, könnte dies das Android-Ökosystem schädigen. Die Entscheidu­ng sei ein „beunruhige­ndes Signal für offene Plattforme­n gegenüber proprietär­en Systemen”, schreibt Pichai.

Teurere Handys möglich

Die Kommission stört sich an den Auflagen von Google an seine Partner und sieht darin eine unerlaubte Ausdehnung seiner Marktmacht. Android hat am globalen Smartphone-Markt einen Anteil von 80 Prozent. Android ist quelloffen, der Code ist für jeden zugänglich. Hersteller können ihn kostenlos verwenden. Sollten die Auflagen das Geschäftsm­odell gefährden, könnte sich dies allerdings ändern. Damit würden Smartphone­s wohl teurer werden, da die Kosten von den Hersteller­n, die oft mit niedrigen Margen operieren, an die Kunden weitergege­ben werden dürften.

Google wurde eine 90-tägige Frist gegeben, um die beanstande­ten Punkte auszuräume­n. Andernfall­s droht eine tägliche Strafe in Höhe von fünf Prozent des Tagesumsat­zes von Mutterkonz­ern Alphabet. Konkrete Vorschläge für Lösungen hat die EU-Kommission nicht vorgebrach­t. Denkbar wären etwa Auswahldia­loge für Suchmaschi­ne und Browser beim Einrichten eines neuen Geräts mit Android.

Google will Berufung gegen die Entscheidu­ng einlegen. US-Präsident Donald Trump hat die Milliarden­strafe in einer ersten Reaktion scharf kritisiert. (gpi)

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Foto: Reuters/Ruvic Bislang konnten Hersteller Android gratis nutzen.

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