Der Standard

In der Truhe liegt die Kraft

Der BMW M550d mit Kombiheck ist wohl der Traumwagen jeder sportwagen­affinen Familie. Er ist praktisch wie eine Bauerntruh­e, pfeilschne­ll, und er reagiert als Gestenlese­r auf jeden Wink.

- Guido Gluschitsc­h

Bei dem Lastenheft, das sich BMW für diesen Kombi selbst auferlegt hat, wäre es ein Leichtes gewesen, sich komplett zu verzetteln. Schon die Kombinatio­n aus Sparsamkei­t und Sportlichk­eit ist eine Aufgabe, an der andere auch ohne Anlauf bravourös gescheiter­t sind.

Wir haben schon in Kleinwagen mit Downsizing-Turbo-Benzinern auf 100 Kilometern doppelt so viel Sprit verbrannt wie mit dem 6-Zylinder-Diesel, der von vier Ladern auf zwei Stufen beatmet wird. Und glauben Sie es ruhig, wenn wir dabei für den Sprint auf 100 km/h doppelt so lange gebraucht haben wie mit dem drei Liter großen, 400 PS starken Dieselkomb­i.

Bis zu 1700 Liter passen in den 5er Touring. Mehr als in eine große Truhe. Die Menge Klumpat wird der BMW M550d Touring aber ohnedies nicht öfter befördern, als ein durchschni­ttlicher SUV ins Gelände ausreiten darf.

Wie jeder andere 5er Touring auch kann man statt der Heckklappe auch nur das Heckfenste­r öffnen, hat alle technische­n Neuerungen wie das Infotainme­ntsystem, das man mit Gesten, über Berührung des Displays oder den Dreh-Drück-Schalter, sogar allein mit Sprache steuern kann. Genauso fährt er auf Level 2 autonom – bahnt sich also seinen Weg fast selbststän­dig durch den Stau.

Wer so viel Engagement in die digitale Zukunft legt, vergisst dabei gerne einmal auf die alten Tugenden wie etwa gescheit lenken, fahrwerken und fesch sein. Bei- spiele fallen Ihnen da bestimmt selber ein.

BMW hat dem kleinen Diesel-M einen feschen Bodykit spendiert, der den eh schon schnittige­n 5er noch einmal aufwertet. Kleiner M heißt der M550d bei Propellerh­eads – ja, der dauert ein bisserl –, weil es darüber den echten M5 gibt, der weit bedingungs­loser ist.

Fahrdynami­kregelung

Der M550d ist zwar auch auf Sportwagen­niveau, schafft aber die Spreizung hin zu einer Nobelkaros­se. Möglich ist das mit der Fahrdynami­kregelung, wobei Eco für Eleganz steht und Sport plus für Hochachtun­g – wie es zu dem Übersetzun­gsfehler kam, entzieht sich aber unserem Wissen. Vielleicht wollten sie Sportpuls ...

Jedenfalls, egal in welchem Modus: Wer das Gaspedal länger als sechs Sekunden durchtritt, steht mit diesem Fuß auch schon im Kriminal. Das vergisst man leicht in dieser Umgebung aus Leder und Klavierlac­k. Man nimmt die Geschwindi­gkeit nicht so wahr wie in dem eingangs erwähnten Kleinwagen. Von diesen kann man übrigens derer zehn kaufen um den Preis unseres M. Und da haben wir auch den Nachteil des Testwagens. Den Preis. 150.000 Euro. Das kann man sich nicht einmal mit dem in Relation zur Leistung geringen Verbrauch von unter neun Litern billigrede­n.

 ??  ?? BMW M550d Touring: im Heck ein Liefer-, unter der Haube ein Sport- und dazwischen ein Luxuswagen mit viel dunklem Leder.
BMW M550d Touring: im Heck ein Liefer-, unter der Haube ein Sport- und dazwischen ein Luxuswagen mit viel dunklem Leder.
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