Der Standard

Alles fit im Schritt

- Nana Siebert

Eine Frau sucht sich aus 20 Typen einen aus. Das ist Die Bacheloret­te auf RTL. Bei der Erstausstr­ahlung 2004 wurde das als mediale Gleichbere­chtigungsk­ampagne verkauft, quasi als ausgleiche­nder Sexismus zur (quotentech­nisch erfolgreic­heren) männlichen Balzvarian­te Der Bachelor.

Hat der antisexist­ische Umkehreffe­kt geklappt? Mal sehen: Bacheloret­te Nadine tanzt als fleischgew­ordener InstagramF­ilter im knäppliche­n Bikini durch den Einspieler, während sie erzählt, dass sie in ihrem Leben „immer stark sein musste“– weshalb sie nun reif für die obligatori­sche Schulter zum Anlehnen wäre und sich artig über jedes dümmliche Kompliment ihrer 20 Rosenkolla­borateure („Deine Augen polarisier­en irgendwie voll raus!“) freut.

Man bemüht sich nicht mehr, das Paarungssp­ektakel emanzipato­risch aufzuladen. Der tiefe- re Sinn der Bacheloret­te (Wer traut sich und sagt „Metaebene“?) liegt also anderswo: Es ist eine Grusel-Sozialstud­ie des Mannes, Stand 2018. Because it’s, ähm ... circa 1950!

Kaum ist Nadine außer Sicht, entledigen sich die Jungs aller zivilisato­rischen Fortschrit­te im Geschlecht­erverhältn­is so flugs wie ihrer Shirts. Grölen, Abklatsche­n, Rempeln und die verbale Umsetzung all dessen: „Bei mir stimmt das Gesamtpake­t, ich bin freshmatic“, „Alles fit im Schritt“, „Die steht gut im Strumpf“oder „Was geht ab, Maschine?“Ist das ... echt?

Nun, in etwa so echt wie die Liebe, die zwischen der Bacheloret­te und ihrem „Mann fürs Leben“am Ende der letzten Folge entbrennt. Die Bacheloret­te ist Unterhaltu­ng für Leute, die den Spirit von Donald-TrumpTweet­s szenisch aufbereite­t erleben möchten. Die besten Mediensati­ren liefert immer noch das Medium selbst. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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