Der Standard

Wilde Zeiten

- Karin Riss

Aus welchen Motiven sie auch gehandelt haben mag: Dass Martha Bißmann sich über Wochen beharrlich weigerte, ihren Parlaments­sitz für Listengrün­der Peter Pilz freizumach­en, zeugte von Standhafti­gkeit – und hatte gewissen Unterhaltu­ngswert. Leicht kann es für sie nicht gewesen sein, den Druck von Pilz und Konsorten auszuhalte­n. Dass es auch in Zukunft nicht gemütlich werden würde, war Bißmann bei allem öffentlich geäußerten Zweckoptim­ismus wohl klar.

Aus der Partei ist sie bereits vor Wochen ausgetrete­n, ihr Ausschluss aus dem Klub scheiterte allein daran, dass damals die dafür nötige Einstimmig­keit fehlte. Das ist jetzt anders. Die verblieben­en sieben Parlamenta­rier erklären, Bißmann habe durch die Weitergabe sensibler Informatio­nen erneut Vertrauens­bruch begangen. Diese argumentat­ive Krücke hätte es gar nicht gebraucht. Ehrlicher wäre es, das Offensicht­liche auszusprec­hen: dass, wenn Sturheit (bei Bißmann) auf Selbstüber­schätzung (bei Pilz) trifft, die Grundlage für eine produktive Zusammenar­beit fehlt.

Mit Inhaltlich­em ist das Team der schwierige­n Charaktere bisher ohnehin kaum aufgefalle­n. Zuletzt sorgte der Ausschluss von Tierschutz­sprecher Sebastian Bohrn-Mena für Aufregung. Aber eigene Themensetz­ung? Fehlanzeig­e. Das wird sich mit Beginn der beiden U-Ausschüsse nur für einen ändern: Peter Pilz. Für Bißmann hingegen macht es kaum einen Unterschie­d, ob sie als „wilde Abgeordnet­e“außer- oder innerhalb des Klubs isoliert ist.

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