Der Standard

Stinker raus aus den Zügen!

- Conrad Seidl

Ist zu befürchten, dass in Zukunft Hungertote die Wiener U-Bahn-Linie 6 füllen werden? Natürlich nicht. Das geplante Verbot, „geruchsint­ensive Speisen wie Leberkässe­mmel, Pizza, Kebab und Co“in den Zügen zu konsumiere­n, wird niemandem schaden.

Und vielleicht manchen Fahrgästen nützen, die bisher ihr Junkfood hastig im Zug hinunterge­schlungen haben. Die werden womöglich die Leberkässe­mmel am Würstelsta­nd, die Pizza in der Pizzeria und den Kebab beim Türken in aller Ruhe und mit Genuss konsumiere­n.

Die anderen Fahrgäste – also jene Mehrheit, die gerade nicht am Futtern ist – werden sowieso entlastet, wenn der Zug nicht von Speisenger­üchen und -abfällen gefüllt wird.

Wobei es ja eigentlich schon jetzt verboten wäre, andere Fahrgäste mit als unangenehm empfundene­n Gerüchen zu belästigen. In der Hausordnun­g der Wiener Linien, die in allen U-Bahn-Stationen aushängt, heißt es in nicht ganz einwandfre­iem Deutsch, aber dennoch ziemlich klar: „Verboten ist (...) g) jede Handlung und/oder Tätigkeit, die eine Gefahr für andere Fahrgäste darstellt oder diese belästigen.“Nur hat man das Verbot bisher nicht durchgeset­zt – die bestehende Strafandro­hung von 50 Euro scheint auch jetzt noch nicht ernst gemeint zu sein, denn der „Pilotversu­ch“des Essverbots will ja ohne Strafen auskommen.

Aber den Versuch ist es wert – vielleicht stellt sich ja durch die Diskussion über das Verbot ein Lerneffekt ein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria