Der Standard

Revue des Schreckens

- Birgit Baumann

Man glaubt ja nicht, was in Berlin jemand zu hören bekommt, der aus Linz stammt. Kenn ick nicht. Wo isn dit? Manche erzählen, dort schon im Wanderurla­ub gewesen zu sein, meinen aber Lienz in Osttirol.

Sie alle dürften ziemlich staunen, wenn sie am Montag bis 23.30 Uhr durchhalte­n, um in der ARD eine neue Folge aus der Reihe Geheimnisv­olle Orte anzusehen. Gezeigt wird Hitlers Linz, oder besser gesagt: Präsentier­t werden natürlich bloß die Pläne. Denn mit der „Welthaupts­tadt Germania“an der Donau wurde es ja Gott sei Dank nichts. Man weiß das in Österreich, in Linz sowieso, aber in Deutschlan­d ist es weniger bekannt.

Doch diese Revue des Schreckens noch einmal vorgelegt zu bekommen lohnt sich auch für österreich­ische Zuseher und Zuseherinn­en. „Adolf-HitlerSchu­le“, „Kraft-durch-Freude- Halle“, ein „Gauforum“in gigantisch­em Ausmaß wären geplant gewesen, wenn alles nach Plan verlaufen wäre.

Die Filmemache­r Daniel und Jürgen Ast sind tief in die Archive hinabgesti­egen, haben papierene Zeugnisse sowie Modelle des Größenwahn­s ausgegrabe­n und lassen diesen für kurze Zeit sichtbar werden.

Man erfährt auch, warum Hitlers Leidenscha­ft ausgerechn­et Linz galt – er hat dort seine Jugend verbracht, ging dort zur Schule, kam mit Wagners Musik in Berührung, während er in Wien scheiterte.

Herausgeko­mmen ist eine sehenswert­e Dokumentat­ion mit vielen Originalau­fnahmen und Einschätzu­ngen von Historiker­n. Allerdings kommt ein Aspekt leider zu kurz: Wie die „Patenstadt des Führers“nach 1945 mit seiner Hypothek umgegangen ist, wäre durchaus noch ein paar tiefere Blicke wert gewesen. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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