Toronto trägt wieder Trauer
Drei Monate nach der Amokfahrt von Toronto erschoss ein Mann im beliebten Greektown der kanadischen Millionenstadt mindestens zwei Menschen und verletzte zwölf weitere. Auch der Schütze ist tot.
Die kanadische Metropole Toronto wurde drei Monate nach einer Amokfahrt mit zehn Todesopfern erneut von einer Gewalttat erschüttert: Bei einer Schießerei wurden am Sonntagabend zwei Menschen getötet, zwölf weitere wurden verletzt. Auch der mutmaßliche Täter ist tot. Ob er sich selbst erschossen hat oder beim Schusswechsel mit der Polizei tödlich verwundet wurde, stand am Montag noch nicht fest.
Auch das Tatmotiv war zunächst unklar. Der 29-jährige Angreifer habe gegen 22 Uhr Ortszeit auf der Danforth Avenue im griechischen Viertel mehrfach auf Menschengruppen geschossen, teilten Sonderermittler mit. Polizisten hätten den Mann an einer Kreuzung gestellt, wo es einen Schusswechsel gegeben habe. Daraufhin sei der Mann geflohen und auf der Danforth Avenue tot aufgefunden worden.
Nähere Angaben über die Opfer beziehungsweise den Schützen gab es vorerst nicht. Ein Zeuge sagte dem Toronto Star, dass der Mann völlig ruhig wahllos auf Menschen geschossen habe. „Es war verstörend, er verhielt sich, als ob er ein Videogame spielte“, schilderte Lenny L., der gerade mit seiner Familie in Greektown unterwegs war. In dem Viertel lebt die größte griechische Gemeinde Nordamerikas.
Andreas M., ein weiterer Zeuge, sagte Global News, der Täter habe mit seiner Faustfeuerwaffe auf eine junge Frau gezielt, die weggelaufen sei, und er habe weiter auf sie geschossen, als sie am Boden lag. In einem vorübergehend im Internet kursierenden Video sei ein schwarz gekleideter Mann zu sehen gewesen, der durch das Fenster eines Restaurants geschossen habe, berichtete der Sender Radio Canada.
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, er sei in Gedanken bei den Opfern der Tragödie.
Ähnlich äußerte sich der Bürgermeister von Toronto, John Tory. Er rief die Bevölkerung der Stadt zur Ruhe auf und riet, von Spekulationen über das Tatmotiv abzusehen. Die Tat zeige, dass Toronto ein Schusswaffenproblem habe, sagte er vor Journalisten. Zu viele Menschen kämen zu einfach an Schusswaffen heran.
Die Polizei von Toronto hatte erst in der vergangenen Woche einen Plan zur Verringerung der Schusswaffengewalt veröffentlicht. Unter anderem sollen rund 200 zusätzliche Polizisten eingestellt werden, die vor allem abends und nachts in besonders unsicheren Stadtteilen auf Streife gehen sollen.
Schusswaffengewalt ist in Kanada ein nicht so großes Problem wie im Nachbarland USA. Allerdings kam es in Toronto, der mit 2,6 Millionen Einwohnern größten kanadischen Stadt, in diesem Jahr bereits zu mehr als 200 Schießereien, etwa zwei Dutzend davon endeten tödlich.
Frauenhass
Vergangenen April hatte ein 25jähriger Mann mit einem gemieteten Lieferwagen bei einer Amokfahrt durch die Yonge-Street im Zentrum von Toronto acht Frauen und zwei Männer getötet. Alek M. wurde inzwischen des zehnfachen Mordes und des versuchten Mordes in weiteren 13 Fällen angeklagt. Nach Medienberichten könnte er von Frauenhass getrieben worden sein. Kurz vor der Tat soll er eine Nachricht auf Facebook hinterlassen haben, in der er dem US-Bürger Elliot Rodger seine Bewunderung aussprach. Dieser hatte 2014 in Kalifornien sechs Menschen und sich selbst getötet, nachdem er sich zuvor darüber beklagt hatte, von Frauen abgewiesen worden zu werden. (APA, AFP, red)