Hunderte Menschen nach Dammbruch in Laos vermisst
Unglück während Baus eines Wasserkraftwerks – Umgebung mit fünf Milliarden Kubikmeter Wasser überflutet
Vientiane – Nach einem Dammbruch im südostasiatischen Laos werden hunderte Menschen vermisst. Der Staudamm eines im Bau befindlichen Wasserkraftwerks ist am Montagabend (Ortszeit) gebrochen und hat die Umgebung mit fünf Milliarden Kubikmeter Wasser überflutet. Dabei habe es Todesopfer gegeben, hunderte weitere Menschen würden noch vermisst.
Das Unglück ereignete sich den Angaben zufolge unweit der Grenze zu Kambodscha im Bezirk Sanamxay in der südöstlichen Provinz Attapeu. Mehr als 6600 Menschen seien auf einen Schlag obdachlos geworden, so die staatliche Nachrichtenagentur von Laos. Etwa 30 Dörfer seien betroffen. In der Gegend leben insge- samt etwa 10.000 Menschen, die meisten sind Angehörige ethnischer Minderheiten. Ein Behördenvertreter in der Hauptstadt Vientiane führte aber auch an, dass noch keinerlei offiziellen Berichte zu dem Unglück vorliegen würden. „Wir sammeln Informationen.“
Milliardenprojekt
Der Staudamm wurde demnach vom Energieunternehmen Xe PienXe Namnoy, kurz PNPC, gebaut. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsunternehmen des thailändischen Konzerns Ratchaburi Electricity Generating Holding, Korea Western Power und einem laotischen Staatsunternehmen. Der Grundstein für das 1,2 Milliarden Dollar (1,02 Milliarden Euro) teure Bauvorhaben war bereits 2013 gelegt worden. Ab 2019 sollte das Wasserkraftwerk 410 Megawatt Strom produzieren, wie es auf der PNPC-Website heißt.
NGO-Kritik
In dem autoritär regierten kommunistischen Land werden derzeit mehrere Wasserkraftwerke gebaut oder geplant. Laos will dadurch zur „Energiezelle Südostasiens“aufsteigen. Den Großteil der in seinen Wasserkraftwerken produzierten Energie exportiert das arme und international isolierte Land in Nachbarstaaten, insbesondere nach Thailand.
Umweltorganisationen warnen schon seit Längerem vor negativen Folgen des Staudammbaus in Laos. Sie sehen insbesondere die Auswirkungen auf die Flora und Fauna des Mekong kritisch und warnen vor den gravierenden Folgen für die Anrainer. Oft seien die Pläne viel zu wenig durchdacht, auf Anrainerinnen und Anrainer würde dabei zu wenig Rücksicht genommen. Massenumsiedlungen seien die Folge. Die lokale Bevölkerung der Gegend ist stark von Flora und Fauna im Mekongdelta abhängig. Außerdem würde das Ökosystem des Flusses Mekong in Mitleidenschaft gezogen.
Für die NGO International Rivers zeige der Unfall die „großen Risiken“, die jene Dammkonstruktionen aufzeigen würden, die „nicht fähig sind, den extremen Wetterbedingungen standzuhalten“. Und Warnsysteme seien, wenn es sie überhaupt gebe, ineffizient. (APA/AFP)