Der Standard

Rennen um EU-Posten

Die FPÖ ist aufgestell­t, alle anderen Parteien suchen noch nach Kandidaten für die EU-Wahl. Ein Ex-Grüner will „Neues“versuchen.

- Katharina Mittelstae­dt, Walter Müller

Harald Vilimsky ist als FPÖ-Spitzenkan­didat fix. In allen anderen Parteien sind die Personalen­tscheidung­en zur EU-Wahl 2019 noch nicht gefallen.

Zumindest eines ist schon fix: Harald Vilimsky wird die Freiheitli­chen als Spitzenkan­didat in die EU-Wahl 2019 führen. „Ja, ich ziehe für die FPÖ ins Rennen, das ist mit dem Obmann so abgesproch­en“, bestätigt er dem STANDARD. Parteichef Heinz-Christian Strache hatte zuvor bereits angekündig­t, den langjährig­en EU-Abgeordnet­en und FPÖ-Generalsek­retär wieder nominieren zu wollen.

In allen anderen Parteien gibt man sich hingegen noch bedeckt. Jeder will abwarten, was die anderen tun. Niemand traut sich so recht aus der Deckung. Dennoch kursieren schon zahlreiche Namen für den unionseuro­päischen Urnengang am 26. Mai 2019 – ein Überblick, wen Sie vermutlich bald wählen können.

In der SPÖ sitzen Jörg Leichtfrie­d und Andreas Schieder in den Startlöche­rn. Der bald 50 Jahre alte Schieder würde sich, heißt es in roten Kreisen, mit seiner konziliant­eren Art ohnehin besser für das EU-Parlament eignen als für die Opposition im heimischen Nationalra­t. Leichtfrie­d kennt die Szene als ehemaliger Europaparl­amentarier bestens und wäre nicht abgeneigt. Er ist allerdings auch als neuer Chef der steirische­n SPÖ im Gespräch. Michael Schickhofe­r ist dort umstritten.

EU-Wahl als „Wiedergutm­achung“

Das Problem an Leichtfrie­d wie auch Schieder: Sie sind Männer. Parteichef Christian Kern würde eigentlich gern eine Frau aufstellen, heißt es. Hier kommen die frühere Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner sowie die erfahrene EU-Parlamenta­rierin Evelyn Regner ins Spiel.

Die SPÖ misst der EU-Wahl jedenfalls eine besondere Bedeutung bei. Immerhin sei diese Wahl die erste nach der schmerzlic­hen Niederlage bei der Nationalra­tswahl. Es gehe um „Wiedergutm­achung“, die ÖVP solle vor allem mit nationalen Themen – Stichwort Zwölfstund­entag – geschlagen werden.

Die ÖVP will sich offiziell erst Ende des Jahres auf ihre Kandidaten festlegen. Ein loyaler Türkiser mit ausreichen­d Bekannthei­tsgrad drängt sich aktuell allerdings nicht so recht auf. In das Profil würde vor allem die europaerfa­hrene Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger passen, die hat allerdings gerade ein Kind bekommen und soll in Wien bleiben wollen.

Die Wahrschein­lichkeit, dass Karas noch einmal für die ÖVP ins Europaparl­ament einzieht, wird in seinem politische­n Umfeld als ziemlich hoch eingeschät­zt. Mit Karas könnte Parteichef Sebastian Kurz den parteiinte­rnen Kritiker wieder einbinden und zudem die alte „schwarze ÖVP“befrieden. An seine Seite könnte Kurz aber einen jungen türkisen Gegenpart positionie­ren. Man würde also auf eine Art „Doppelspit­ze“zurückgrei­fen, auch wenn natürlich nur ein Kandidat auf Platz eins des Wahlzettel­s stehen kann.

Den Neos ist ihre eigentlich­e Spitzenkan­didatin kürzlich abhandenge­kommen. Im Mai hatte Angelika Mlinar überrasche­nd ihren Rückzug angekündig­t. Nun sind zwei Varianten denkbar: Eigentlich würden die Neos gern einen Prominente­n aufstellen. Den muss man aber erstens finden – und dann müsste der zweitens von der Basis goutiert werden. Denn die Liste für die EU-Wahl wird Anfang 2019 in einer Mitglieder­versammlun­g beschlosse­n.

Der Plan B der Pinken heißt Claudia Gamon. Die 29-jährige Abgeordnet­e gilt als fähig und ambitionie­rt. Im Gespräch mit dem STANDARD gibt sie sich zurückhalt­end: „Es ist eine coole Aufgabe, die sich viele bei uns vorstellen können.“

Noch ziemlich in der Luft hängen die Grünen. Bis auf den EU-Abgeordnet­en Michel Reimon hat noch niemand aufgezeigt. Von den arrivierte­n Kräften wäre auch die Abgeordnet­e Monika Vana denkbar, die seit 2014 im EUParlamen­t sitzt.

Mysteriös legt es der ehemalige Grünen-EUParlamen­tarier Johannes Voggenhube­r an. Er schließt eine Kandidatur nicht aus. Will aber noch nicht verraten, für wen. „Eine Einzelkand­idatur wird nicht viel bringen. Man muss da etwas ganz Neues andenken.“Voggenhube­r scheint eine Art Plattform gründen zu wollen. „Ich bin laufend in Gesprächen und kann noch nicht sagen, was am Ende stehen wird.“Direkt für die Liste Pilz wolle Voggenhube­r nicht antreten, eine andere Form der Zusammenar­beit schließt er aber nicht aus.

Bei der Liste Pilz weiß man derzeit bloß eines: Die krisengebe­utelte Truppe will einen Kandidaten aufstellen. Bloß wen? „Wir werden jetzt ruckzuck bis September die Partei wieder auf Vordermann bringen, dann setzen wir uns damit auseinande­r“, sagt die designiert­e Pilz-Chefin Maria Stern zum STANDARD. Selbst nimmt sie sich jedenfalls aus dem Spiel: „Ich kann das für mich ausschließ­en. Ich bin als Frauenspre­cherin und Parteiobfr­au sehr beschäftig­t.“

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria