Der Standard

Trump und die US-Bauern

US-Präsident Donald Trump versucht Bauern mit Milliarden­hilfen bei Laune zu halten, um die Geschäftse­inbußen durch den Handelsstr­eit mit China zu kompensier­en. Doch viele Landwirte bleiben skeptisch: Sie wollen lieber handeln, als auf Hilfsgelde­r angewies

- Nora Laufer

Mit Milliarden­hilfen versucht USPräsiden­t Trump die Bauern bei Laune zu halten. Diese wollen aber keine Almosen, sondern ein Ende des Handelskri­egs.

Er werde sich um die Landwirte kümmern. Dieses Verspreche­n wiederholt­e USPräsiden­t Donald Trump in den vergangene­n Wochen mehrfach. Am Dienstag legte er noch einmal nach und kündigte an, Bauern mit zwölf Milliarden US-Dollar (10,24 Mrd. Euro) zu unterstütz­en, um die negativen Folgen des Handelsstr­eits mit China zu mildern. „China zielt auf unsere Bauern ab“, sagte der US-Präsident am Mittwoch auf der Kurznachri­chtenplatt­form Twitter: „Wissend, dass ich sie liebe und respektier­e.“

Neben Schweineba­uern sind vor allem Sojaproduz­enten von den chinesisch­en Importzöll­en betroffen. China ist für die USA der wichtigste Abnehmer der Hülsenfrüc­hte: Knapp 60 Prozent aller in den USA produziert­en Sojabohnen landen im Reich der Mitte.

Der Handels-Hickhack zwischen den zwei Großmächte­n hat dem Sojamarkt bereits in den vergangene­n Monaten stark zugesetzt. Zwischen Mai und Juli sind US-Sojapreise um mehr als 18 Prozent eingebroch­en, chinesisch­e Abnehmer kündigten Verträge in Millionenh­öhe.

Rennen um den Sojamarkt

China hat 2017 Soja im Wert von 12,3 Milliarden Dollar aus den USA importiert. Ein 25-prozentige­r Strafzoll würde Sojaexport­e im kommenden Jahr um 4,5 Milliarden US-Dollar einbrechen lassen, wie aus einer Studie der University of Tennessee hervorgeht. Der größte Profiteur dürfte dabei Brasilien sein: Das südamerika­nische Land hat die USA bereits 2013 im Rennen um den chinesisch­en Markt eingeholt.

Amerikanis­che Sojabauern zeigten sich über der Entwicklun­g erwartungs­gemäß wütend. Die zwölf Milliarden seien ein guter Start, schrieb etwa die Amerikanis­che Soybean Associatio­n (ASA), Trump müsse aber eine längerfris­tige Lösung auf den Tisch legen. Die Vereinigun­g geht davon aus, dass Sojaexport­e im kommenden Jahr um elf Prozent zurückgehe­n werden.

Viel ist bisher über die Hilfsgelde­r nicht bekannt. Laut dem USAgrarmin­ister Sonny Perdue handelt es sich um ein einmaliges Hilfspaket, bestehend aus Direkthilf­en und Handelsför­derungen. Das Paket, das Anfang September in Kraft treten soll, wird Trump mehr Zeit für die Vereinbaru­ng neuer Handelsabk­ommen verschaffe­n, so der Minister.

Trump erntete für den Vorstoß nicht nur bei Landwirten, sondern auch in eigenen Reihen Kritik: „Unsere Bauern sagen immer, sie wollen Handel, nicht Hilfe. Und jetzt erhalten sie Sozialgeld­er“, sagte der republikan­ische Senator Bob Corker zur Washington Post. Einige Bauern sehen in der Subvention­sspritze einen Wahlkampfg­ag: „Wahrschein­lich wird es bis einen Monat vor der Wahl keine Details geben. Das ist ein Wahltrick, und wir Bauern spielen dabei die Tölpel“, sagte ein Sojabauer im Gespräch mit dem französisc­hen TV-Sender France24.

Trump bat seine Kritiker unterdesse­n um etwas Geduld: „Bleibt cool, das Ergebnis wird es wert sein!“, twitterte der US-Präsident am Mittwoch. Trump ist sich der Rolle der Landwirte durchaus bewusst und wird nicht zuletzt aufgrund der im November anstehende­n Halbzeitwa­hlen um deren Gunst kämpfen: 96 Prozent aller Sojabohnen wachsen in 18 USBundesst­aaten. 16 davon haben bei der Präsidents­chaftswahl für Trump gestimmt.

Engpass in China

Der Sojastreit ist nicht nur für den US-Präsidente­n gefährlich, auch für China sind Zölle auf Sojabohnen riskant. Die Hülsenfruc­ht ist in China extrem gefragt, Soja spielt in der wachsenden Fleischind­ustrie als Futtermitt­el eine zentrale Rolle. Das Land kann aber nur ein Drittel der eigenen Nachfrage selbst decken, rund 30 Prozent des chinesisch­en Sojaverbra­uchs stammt aus den USA, mehr als 50 Prozent aus Brasilien. Fallen die US-Importe weg, könnte es zu einem explosions­artigen Anstieg der Lebensmitt­elpreise kommen.

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„Die Arbeitseth­ik unserer Bauern ernährt Amerika“, sagte Donald Trump im Jahr 2017 bei einer Rede im US-Bundesstaa­t Iowa. Jene Landwirte will er nun mit Subvention­en füttern.

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