Der Standard

Sommer der Verspätung­en

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Unlängst wieder in einem Ferienflie­ger gesessen, wo bei der Landung applaudier­t wurde. Dachte, das gibt’s nicht mehr, aber anscheinen­d doch (Frage: Gibt’s das nur in österreich­ischen Fliegern?). Hier drückt sich ein zutiefst menschlich­es Gefühl aus: Man ist zwar das Fliegen gewohnt, kennt sich halbwegs aus, hört bei der Sicherheit­sdemonstra­tion der Stewardess gar nicht mehr hin – aber tief drinnen hält sich das (Unter-)Bewusstsei­n, dass Fliegen irgendwie nicht ganz geheuer ist. Daher der erleichter­te Applaus für die Piloten.

Fliegen, vor allem Ferienflie­gen, ist inzwischen schon ganz schön strapaziös geworden. Das ist der Sommer der Flugausfäl­le und -verspätung­en, vor allem bei den sogenannte­n Billigflie- gern. Die eine (deutsche) Fluglinie hat sich schlicht mit der Expansion aus der Konkursmas­se einer anderen übernommen, bei einer anderen (irischen) rebelliere­n die Mitarbeite­r gegen die frühkapita­listischen Arbeitsbed­ingungen, Serien-Fluglinien­gründer Niki Lauda hat zwar politische Unterstütz­ung, aber offensicht­lich auch Startschwi­erigkeiten im Kapazitäts­bereich. Offensicht­lich gibt es auch bei Künstlern des Kostendrüc­kens im Airlineber­eich eine Untergrenz­e, ab der es im Betrieb einfach zu viel knirscht und grammelt. So wird das Applaudier­en bei der Landung zum Zeichen der Freude darüber, dass man es – wenn auch unter allerlei Strapazen und Verspätung­en – doch noch geschafft hat.

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