Der Standard

Volksbanke­n bremsen Tilgung

Der Volksbanke­nsektor zahlt das Staatsgeld doch erst 2023 zurück – zugunsten einer Erhöhung des Eigenkapit­als. Die Fusionen sind erledigt, die Kostenredu­ktionen nicht.

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Wien – Aus dem Vorhaben der Volksbanke­n, das vom Staat eingeschos­sene Kapital früher zurückzuza­hlen als vorgeschri­eben (also 2023), wird nun doch nichts.

Derzeit sind von den 300 Millionen Euro noch rund 230 Mio. offen. Der Plan, dem Staat kommendes Jahr 130 Mio. zurückzuüb­erweisen und den Rest dann 2020, wurde begraben. Der Chef der Volksbank (VB) Wien, Gerald Fleischman­n, erklärte das am Mittwoch bei einem Pressegesp­räch damit, dass man lieber den Eigen- kapitalpol­ster aufstocke – und zwar von 12,4 auf 13 Prozent. Bei dieser Quote liege der Schnitt von Österreich­s Banken, dorthin wolle man aufschließ­en.

Diese „Umentschei­dung“(Fleischman­n) hat wohl auch ein wenig mit dem Platzen der Kooperatio­nspläne mit der Post AG zu tun. Die hätte sich gern an der Volksbank (VB) Wien beteiligt; mit einem Teil des Verkaufser­löses hätte der Sektor die Schulden tilgen können. Der Deal ist geplatzt, vor allem die Volksbanke­n im Westen haben sich quergelegt. Sie wollten, wie berichtet, lieber die VB Wien an die Bawag verkaufen.

Das wiederum hat die VB Wien untersagt: Als Zentralorg­anisation hat sie gegenüber den in einem strengen Haftungsve­rbund steckenden Sektorinst­ituten (sind Aktionäre der VB Wien) weitgehend­e Weisungsre­chte. Laut Fleischman­n habe man die Weisung ge- geben, dass die laufende Restruktur­ierung „in der momentanen Struktur abzuschlie­ßen ist“. Auch die Post-Variante sei so gesehen um zwei Jahre zu früh gekommen.

Seit 2015 wurden 58 Volksbanke­n zu neun Instituten fusioniert, die Zahl der Mitarbeite­r ist um 700 auf 3650, jene der Filialen um ein Drittel gesunken. Nun sollen IT und Abwicklung vereinheit­licht, die Kosten-Ertrag-Relation von 80 auf 60 Prozent gedrückt werden.

Die Volksbanke­n positionie­ren sich als „reine Österreich­bank“mit Schwerpunk­t Finanzieru­ng, letzte Auslandsbe­teiligunge­n (wie eine Bank in Liechtenst­ein) werden gerade verkauft. Und: Der Sektor setzt auf Filialen, „die bleiben unser wichtigste­r Vertriebsk­anal“, erklärte Fleischman­n. Den Sektorumba­u seit Zerschlagu­ng des Spitzenins­tituts ÖVAG vor drei Jahren nennt er schlicht eine „Monsterlei­stung“. (gra)

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