Der Standard

Pause für den Erlkönig

- Stephan Hilpold

Als Hans Peter Haselstein­er die diesjährig­e Eröffnungs­rede der Festspiele Erl hielt, war er ungewöhnli­ch emotional. „Für Gewalt, zumal für Gewalt gegen Frauen, gibt es bei den Festspiele­n in Erl keinen Platz. In diesem Haus ist aber auch kein Platz für Ehrabschne­idung und Verleumdun­gen.“Jetzt, drei Wochen und einen offenen Brief später, erscheinen die Worte des Festspielp­räsidenten und Mäzens Haselstein­er in neuem Licht.

Fünf Künstlerin­nen prangern den künstleris­chen Leiter der Festspiele, Gustav Kuhn, wegen „anhaltende­n Machtmissb­rauchs und sexueller Übergriffe“an. Nach Monaten, in denen Vorwürfe anonym und eher vage vorgebrach­t wurden, wagen sich erstmals Musikerinn­en aus der Deckung: unter Angabe ihres Namens und mit der Aufforderu­ng an weitere Betroffene, es ihnen gleichzutu­n.

Ihre Anklage lässt sich nicht so einfach unter den Tisch kehren. Mit der Einrichtun­g einer Anlaufstel­le für Betroffene und der Implementi­erung von Verhaltens­regeln versuchte man, die als „Verleumdun­gskampagne“verunglimp­ften Vorwürfe zu kanalisier­en. An der „vorläufige­n Suspendier­ung“Kuhns, wie dies auch die Tiroler Grünen fordern, führt kein Weg vorbei. Zumindest bis die Vorwürfe geklärt sind. Wie sagte Haselstein­er in seiner Eröffnungs­rede: „Aus seinen Vorlieben macht (Kuhn) weiterhin keinen Hehl: Wein, Weib und Gesang, was wir gut nachvollzi­ehen können.“Es ist Zeit, die Pausetaste zu drücken.

Newspapers in German

Newspapers from Austria