Der Standard

Von den Folgen des Sparens bei Frauenproj­ekten

Gratisarbe­it für hochkaräti­ge Ringvorles­ung, Zittern um Geld für Sekretärin­nenlohn bei Frauenhäus­ern

- Irene Brickner

Wien – Die Förderkürz­ungen des Frauenmini­steriums ( der Standard berichtete) erschweren die Arbeit etlicher frauenbera­tender und feministis­cher Projekte. Was das im konkreten Fall heißt, zeigt sich anhand der „Ringvorles­ung gegen Gewalt“: einer seit 2009 von den autonomen Frauenhäus­ern (AÖF) mit dem Zentrum für Gerichtsme­dizin der medizinisc­hen Universitä­t Wien – und seit 2016 zusätzlich von der Volksanwal­tschaft – organisier­ten interdiszi­plinären Veranstalt­ungsserie.

Bis 2017 erhielt der Verein AÖF für die Programmge­staltung der drei Wochen langen Vortragsre­ihe, die von Med-Uni-Studierend­en mit einer Prüfung abgeschlos­sen werden kann, vom Frauenmini­sterium 6000 Euro: „Damit haben wir eine Arbeitskra­ft anteilig für die Organisati­on und die Referenten bezahlt, pro Vortrag mit 150 Euro“, erläutert AÖF-Geschäftsf­ührerin Maria Rösslhumer.

Dieses Geld gibt es heuer nicht mehr. Ein Antrag sei angesichts der geplanten Einsparung­en sinnlos, habe die zuständige Ministeria­lbeamtin dem AÖF bereits vergangene­n Herbst mitgeteilt, sagt Rösslhumer. Bei der heurigen, vom 26. November bis 13. Dezember stattfinde­nden Ringvorles­ung müssen die Vortragend­en also auf Bezahlung verzichten – „es sei denn, es gelingt, Geld per Fundraisin­g zusammenzu­bekommen“.

Anfrage von Maria Stern

Auf scharfe Kritik stößt dieser Umstand bei Maria Stern, Frauenspre­cherin und ab 20. August Parteichef­in bei der Liste Pilz. In einer dem Standard vorliegend­en parlamenta­rischen Anfrage schreibt sie von einem „eindeutig falschen Signal“. Die Ringvorles­ung löse die Empfehlung für effektiver­en Gewaltschu­tz ein, verstärkt auch mit dem Gesundheit­swesen zu kooperiere­n. Die dort Arbeitende­n seien „oftmals die Ersten, die Kontakt mit den Opfern haben und Übergriffe erkennen können“. „Welche Initiative­n und Maßnahmen im Gesundheit­swesen plant die Regierung anstelle der nicht mehr geförderte­n?“, fragt Stern.

Im Frauen- und Familienmi­nisterium erklärt man die Förderabsa­gen für Frauenorga­nisationen mit einer „Mittelumsc­hichtung in Richtung Gewaltschu­tz“. Die autonomen Frauenhäus­er, die gewaltbetr­offenen Frauen ein Ob- dach bieten, sind damit aber offenbar nicht gemeint.

Dort bangt man vielmehr um eine weitere 15.000-Euro-Förderung, diese aus dem Familienmi­nisterium. Damit wird die AÖFSekretä­rin bezahlt: „Bis dato, Ende Juli, wissen wir nicht, ob wir dieses Geld heuer bekommen“, sagt Rösslhumer. Das sei inakzeptab­el, meint dazu Stern. Sie fordert eine alljährlic­he Förderzusa­gen-Deadline: Die Ministerie­n sollten Projektbet­reiberinne­n jeweils bis April mitteilen müssen, ob Geld zu erwarten sei.

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