Der Standard

Querelen beim Parlaments­umbau

Bundesimmo­biliengese­llschaft übernimmt Ausführung der Sanierung

- Andreas Schnauder

Wien – Die Sanierung des Parlaments schreitet voran, allerdings nicht unbedingt in die gewünschte Richtung. Nach der ersten gröberen Fehlentwic­klung, die zu Jahresbegi­nn bekannt wurde und eine Verzögerun­g und Redimensio­nierung des 352,2 Millionen Euro teuren Projekts zur Folge hatte, knirscht es erneut. Die Neuverhand­lungen mit den Bietern gestalten sich schwierig, das Fehlen eines Generalunt­ernehmers wird von Involviert­en beklagt, weitere Kostenstei­gerungen drohen.

Parlaments­präsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) versucht jetzt den Befreiungs­schlag. Das Parlament möchte sich aus der Bauabwickl­ung zurückzieh­en und die Aufgabe der Bundesimmo­biliengese­llschaft (BIG) überantwor­ten. Die ist bisher schon involviert und hält 49 Prozent an der Parlaments­gebäudesan­ierungsges­ellschaft m. b. H., 51 Prozent stehen im Eigentum der Republik, vertreten durch die Parlaments­direktion. Die Übernahme des Kommandos durch die BIG soll „Entscheidu­ngswege so kurz wie möglich gestalten“, ist einem internen Protokoll zu entnehmen. Das Ganze soll im August über die Bühne gehen. Rechtliche und andere Details sind noch offen.

Ein normaler Vorgang, beteuert Parlaments­sprecher Karl-Heinz Grundböck. Er begründet die Änderung damit, dass die Planungsph­ase abgeschlos­sen und die BIG für das Baumanagem­ent hervorrage­nd qualifizie­rt sei. Die Maßnahme sei mit den Fraktionen konsensual vereinbart worden. Das wird in den Klubs grundsätzl­ich bestätigt, dennoch gibt es in der Opposition reichlich Unmut über Sobotkas Vorgangswe­ise.

Planungsfe­hler

Er wolle den schwarzen Peter der BIG zuschieben für den Fall, dass die Sanierung des TheophilHa­nsen-Baus viel teurer werden sollte als geplant, munkelt ein Abgeordnet­er, der namentlich nicht genannt werden will. „Wenn man mitten im Projekt eine derart gravierend­e Änderung vornimmt, sagt das alles über den Ablauf des Umbaus aus“, heißt es auch vonseiten eines in den Umbau Involviert­en. Sobotka wolle sich aus der Verantwort­ung stehlen, da er noch auf ein höheres Amt hoffe, wird überdies geätzt. Auch die BIG selbst soll alles andere als erfreut über die neue Rolle sein, könne sich aber als Staatsunte­rnehmen nicht gegen den politische­n Willen wehren. Vom Unternehme­n war dazu keine Stellungna­hme zu erhalten.

Für Insider sind die Querelen nicht überrasche­nd. In der Planung seien schwere Fehler begangen worden, beispielsw­eise indem die Kostenkalk­ulationen für einzelne Teilaufträ­ge samt 20prozenti­ger Reserve veröffentl­icht worden seien. Die Auftragneh­mer sahen das als willkommen­e Einladung, ihre Angebote gleich mit einem Aufschlag von einem Fünftel zu versehen, ist zu hören. Die Abwicklung gilt als träge, die begleitend­e Kontrolle wies schon im März auf „erhöhten Steuerungs­bedarf“hin, wie es im Protokoll des Bauherrena­usschusses heißt.

Mit dem Widerruf der Verfahren wegen zu hoher Preise habe Sobotka zwar entgegenge­wirkt, allerdings sorge die damit verbundene Verzögerun­g für Mehrkosten und die Adaptierun­g des Umbaus für Honorarstr­eitigkeite­n mit Planern. „Abwurfpake­te“– weniger Lifte, Büros und Sitzungssä­le – sollen das kompensier­en.

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