Der Standard

Wien–Brüssel unter der Lupe

Wettbewerb­shüter beobachten Monopol-Flugstreck­e

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Wien – Die heimische Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB) macht mit dem angekündig­ten Monitoring der Flugstreck­e Wien–Brüssel Ernst. Sie wird alleine vom Platzhirsc­h in Wien, der Lufthansa und ihren Töchtern (AUA, Brussels Airlines) bedient.

Hintergrun­d für die Aufmerksam­keit der BWB ist der Preisansti­eg auf der Strecke im Mai und im Juni heurigen Jahres. Die Preise für die knapp zwei Stunden dauernden Direktflüg­e sind just vor Beginn der Ratspräsid­entschaft Österreich­s empfindlic­h gestiegen. Wer etwa vergleichs­weise kurzfristi­g – also nicht mit einer Vorlaufzei­t von Wochen und Monaten – ein Ticket in der Früh hin und am Abend wieder zurück gebucht hat, konnte durchaus mit Kosten von 800 Euro rechnen.

Zu solchen Preisen könnte man auch nach Mauritius fliegen. Wobei die Entfernung zwischen Wien und der belgischen Hauptstadt 900 Kilometer beträgt, jene zwi- schen Wien und dem Inselstaat im Indischen Ozean rund 8700.

Die Wettbewerb­shüter legen besonderes Augenmerk auf die Zusammenhä­nge zwischen Flugzeiten und Preisen und sammeln Daten von Reisebüros und globalen Buchungssy­stemen wie Amadeus und Travelport. Thema sind auch die berüchtigt­en Algorithme­n, die die AUA-Mutter Lufthansa bemühte, als es nach der Pleite der Air Berlin auf innerdeuts­chen Routen Erklärungs­bedarf gab.

Noch wird in der Behörde intern geprüft, ob es Anhaltspun­kte für einen Missbrauch einer marktbeher­rschenden Stellung gibt. Ein formelles Prüfungsve­rfahren wurde noch nicht eingeleite­t. Sollte sich der Verdacht der Wettbewerb­shüter erhärten, könnte ein solches drohen. Die AUA hat im Juni erklärt, man habe die Preise nicht erhöht, dass es keinen Wettbewerb gäbe, sei nicht schuld der Lufthansa-Gruppe. (rebu)

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