Facebook nach Verlust von 118 Milliarden Marktwert in der Krise
Enttäuschende Quartalszahlen sorgen für den höchsten Verlust an Marktwert, den ein Unternehmen je an einem Tag erleiden musste Facebook wirbt in ganzseitigen Inseraten für Vertrauen und verspricht für die Zukunft sechs Verbesserungen. Kritiker wie Datensc
Menlo Park – Es ist ein Negativrekord, der für Bauchschmerzen im Hauptquartier von Facebook sorgen dürfte: Das soziale Netzwerk verlor am Donnerstag mit 117 Milliarden Dollar mehr Marktwert als je ein Unternehmen zuvor – an einem einzigen Tag wohlgemerkt. Nervös gemacht hatten die Investoren die kurz zuvor veröffentlichten Quartalszahlen.
Sie zeigen, dass Facebook sein Potenzial in Europa und den USA langsam ausgereizt hat. Nach massiven Zugewinnen an neuen Usern (teilweise bis zu vierzig Prozent pro Jahr) stellt sich nun ein langsameres Wachstum ein. Das passierte jedoch etwas rascher als erwartet, außerdem erfolgte die Umstellung nicht kontinuierlich, sondern mit einem harten Schnitt.
Da Facebooks Kerngeschäft, die Ausspielung von Werbeanzeigen, direkt mit den Nutzerzahlen in Europa und den USA zusammenhängt, reagierten die Investoren nervös auf das langsamere Wachstum. Dazu kommen zahlreiche Skandale, die Facebook in den Funktionen, die den Schutz der Privatsphäre einfacher machen. Technologische Verbesserungen zur Bekämpfung von Fake-Accounts. Eine Verstärkung des Teams zur Bekämpfung von Hasspostings. vergangenen Monaten erschüttert haben. Besonders die Aufregung über die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica, die ohne deren Wissen Daten von bis zu neunzig Millionen FacebookUsern verwendet hat, sorgte für Schockwellen. So musste sich Zuckerberg zahlreichen politischen Untersuchungsausschüssen stellen. Auch strafrechtliche Ermittlungen laufen.
Parallel dazu trat die Datenschutzgrundverordnung in der EU in Kraft, deren Auswirkungen auf Facebooks nicht ganz sind.
Prinzipiell sind Nachrichten von Facebooks Tod stark übertrieben. Die Nutzerzahlen sind hervorragend, das soziale Netzwerk ist viel zu stark, um rasch zu verschwinden. In puncto Marktwert liegt Facebook höher als vor einem halben Jahr. Dazu kommt, dass Facebook auch noch Instagram (rund eine Milliarde Nutzer) und Whatsapp (rund 1,5 Milliarden Nutzer) betreibt – zwei Plattfor- Kerngeschäft noch klar abzuschätzen men, die großes Potenzial für Monetarisierung aufweisen. Man darf laut Analysten in Zukunft also erwarten, dass Facebook einen Fokus auf seine „Familie“an Apps legt – auch um von Problemen bei der Hauptplattform abzulenken. Der große Verlust von Marktwert an einem einzigen Tag dürfte im Silicon Valley insgesamt die Alarmglocken schrillen lassen. Schon lange kursieren Warnungen vor einer neuerlichen Blase in der Tech-Branche, die jederzeit explodieren könnte. (fsc, muz) Mehr Einsatz gegen die Verbreitung von Falschnachrichten. Das Finden und Blockieren von Apps, die Nutzerdaten missbrauchen. Mehr Postings von Freunden im eigenen News-Feed.