Der Standard

Die Zukunft liegt in der Vergangenh­eit

Zlatko Junuzovic kickt wieder in Österreich. Er verstärkt Red Bull Salzburg und möchte seine persönlich­e Titelsamml­ung starten. Die kleineren Bühnen sind für ihn maximal ein optisches Problem.

- Christian Hackl

Aus Dortmund wird Altach, aus München Hartberg und Berlin ist Mattersbur­g. Zlatko Junuzovic hat damit kein Problem, er freut sich auf die kleine, neue Welt, die für ihn ja eine alte ist. „Ich komme aus der österreich­ischen Liga, ich kenne sie, ich mag sie.“Es ist der bisher spektakulä­rste Transfer in dieser Periode, natürlich aus rein nationaler Sicht. Cristiano Ronaldos Wechsel von Real Madrid zu Juventus Turin hat global betrachtet mehr Aufsehen erregt.

Normalerwe­ise verlassen österreich­ische Fußballer bei erster Gelegenhei­t das Land, sie wollen den Traum vom Legionär leben. Der 30-jährige Junuzovic war mehr als sechs Jahre weg und kehrte ablösefrei zurück. Aus Werder Bremen wurde Red Bull Salzburg, er hat einen Dreijahres­vertrag unterzeich­net. Die Bild- Zeitung vermutete eine Jahresgage von 2,5 Millionen Euro, Junuzovic versichert dem Standard, dass diese Summe „ein Schwachsin­n ist. Belassen wir es dabei“. Über Geld spricht man nicht nur in Salzburg nicht.

In Bremen hat er es bis zum Kapitän gebracht. Er musste oft gegen den Abstieg kämpfen, das hat mitunter geschlauch­t, Woche für Woche das große Zittern, die Hoffnung auf Punkte, die Angst vorm Versagen. „Die deutsche Liga ist sehr ausgeglich­en, so ist der Abstiegska­mpf für fast die Hälfte der Vereine ein Thema. Es schlägt natürlich aufs Gemüt, es war aber trotzdem wunderschö­n, das prägt dich, du reifst als Mensch.“In Salzburg hat er diesen speziellen Druck nicht. Hier geht es vornehmlic­h um Titel, Seriensieg­e, Rekorde, ums Halbfinale der Europa League. „Druck hast du auch hier, aber es ist ein positiver.“Dass Red Bull die qualitativ beste Mannschaft ist, in der er je gespielt hat, möchte er (noch) nicht behaupten. „Jedes Team ist eigen, aber die Qualität hier ist enorm.“All zu viele Vergleiche hat er nicht, GAK, Austria Kärnten, Austria Wien und eben Bremen waren die anderen Maßstäbe.

Junuzovic hat in seiner Karriere genau null Titel gewonnen, was aber nicht in eine Depression mündete. „Jedem Sportler, insbesonde­re jedem Sportler im Profiberei­ch, ist bewusst, Titel sind etwas Außergewöh­nliches. Sie spornen an. Auch wenn es noch nicht für einen Mannschaft­stitel gereicht hat, bin ich schon jetzt stolz auf meine Karriere.“Er habe sich über Jahre in Deutschlan­d, einer der besten Ligen der Welt, durchsetze­n müssen „und ich habe mich durchgeset­zt. Vielleicht ist es mir zukünftig vergönnt, eine Trophäe mit der Mannschaft zu holen. Die Chance, etwas zu gewinnen, war vielleicht nie so groß wie jetzt und hier.“

Fußball, sagt Junuzovic, bleibe immer Fußball. „Es ist Unterhaltu­ng, muss Spaß machen. Es ist ein Spiel, eine Show, aber es ist auch ein beinhartes Business. Du musst die goldene Mitte finden.“Sein Wohlbefind­en hänge nicht von der Größe der Bühnen ab. Ob du vor 80.000 Zuschauern in Dortmund oder vor 4000 in Hartberg kickst, dürfe nichts an der Leistung ändern. „Ich darf mich glücklich schätzen und habe schon in sehr großen Stadien gespielt. Im Endeffekt ist es für mich aber eine optische Komponente. Die Liebe zum Spiel ist nicht von äußeren Umständen abhängig.“

Akzeptanz

Er sei in Salzburg hervorrage­nd aufgenomme­n worden, das Klima innerhalb der Mannschaft sei von Akzeptanz und Respekt geprägt. „Jeder hilft jedem, jeder freut sich für den anderen, der Konkurrenz­kampf ist hart, aber absolut fair. Der gemeinsame Erfolg zählt.“Junuzovic stellt sich der Herausford­erung. „Ich bin voll im Saft, habe Ambitionen, werde mich keine Sekunde zurücklehn­en.“

Trainer Marco Rose ist vom Neuen „sportlich und menschlich“überzeugt. Junuzovic ist von seinem Chef ebenfalls angetan. Wobei es natürlich hanebüchen ist, Spieler über die Qualitäten des Trainers zu befragen. Trotzdem: „Rose ist souverän, hat eine Ausstrahlu­ng, ruht in sich selbst. Er kann die Dinge sehr gut erklären.“Junuzovic trägt die Nummer 16, er ist für diverse Positionen im Mittelfeld vorgesehen, führt die Standards aus. Am 13. Oktober 2017 gab er nach 55 Länderspie­len (7 Tore) seinen Rücktritt aus der Nationalma­nschaft bekannt. Dabei bleibt es. „Ich bin ein Mensch, der sich alles genau überlegt. Man muss Geschichte­n abschließe­n.“

Titelverte­idiger Red Bull Salzburg startet am Sonntag daheim gegen den LASK in die Zwölferlig­a. Junuzovic sagt: „Ich bin bereit für eine neue, spannende Geschichte.“Natürlich würde er sich über Platz eins extrem freuen. „Und auch über die Gruppenpha­se der Champions League.“

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Foto: APA / EXPA / R. Hackl Zlatko Junuzovic will sich auch in Salzburg durchsetze­n.

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