Der Standard

Rechtspopu­lismus, Rechtsextr­emismus

-

Eine Gruppe von sogenannte­n Identitäre­n wurde „im Zweifel“von einem Grazer Gericht freigespro­chen. Es liege weder eine kriminelle Vereinigun­g vor noch eine „Hetze“. In ihrem Kampf gegen die „Islamisier­ung“täten sie auch nichts anderes als die Bundesregi­erung. Diese Urteilsbeg­ründung wird man zweifellos künftig ausgiebig D diskutiere­n. ies schon deshalb, weil nun viele Rechtsextr­eme sich darauf berufen werden, um als „normale“Rechte oder „Rechtspopu­listen“durchgehen zu können. Es erscheint daher notwendig, wieder einmal eine Begriffsbe­stimmung durchzufüh­ren.

Rechtsextr­emismus weist nach der einschlägi­gen Literatur und auch nach einer Zusammenst­ellung des deutschen Verfassung­sschutzes folgende Merkmale auf:

Ein aggressive­r Nationalis­mus, der andere Nationen als „minderwert­ig“betrachtet. Der Wunsch nach einer „Volksgemei­nschaft“auf rassischer Grundlage, die Minderheit­en ignoriert und benachteil­igt. Eine aggressive, gewaltbere­ite Fremdenfei­ndlichkeit als Ergebnis rassistisc­hen, unter Umständen nationalso­zialistisc­hen Gedankengu­ts. Der Wunsch nach einem „Führerstaa­t“. Verharmlos­ung und/ oder Leugnung der Verbrechen des Nationalso­zialismus. Ständige Diffamieru­ng der demokratis­chen Institutio­nen und ihrer Repräsenta­nten.

Die „Identitäre­n“erfüllen einige dieser Kriterien, sind also als rechtsextr­em anzusprech­en.

Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Parteien in Europa, die sich als „rechts- populistis­ch“verstehen bzw. als solche angesehen werden. Der Politologe definiert „Populismus“so, „dass jemand behauptet, er und nur er beziehungs­weise nur er und seine Partei seien die einzig legitimen Vertreter des wahren Volkes. Entscheide­nd ist nicht die antielitär­e Haltung, denn Eliten kritisiere­n wir alle ständig. Entscheide­nd ist eine antiplural­istische Haltung.“Es gibt auch einen – viel schwächere­n – Linkspopul­ismus, aber der Rechtspopu­lismus, der behauptet, nur er vertrete als Einziger das wahre Volk, ist in Europa im massiven Aufstieg. Das Problem dabei ist, dass immer öfter die Grenzen zwischen Rechtspopu­lismus und Rechtsextr­emismus verschwimm­en. Matteo Salvini, der Chef der Lega und Defacto-Regierungs­chef Italiens, hat als Rechtspopu­list begonnen, ist aber inzwischen rechtsextr­em mit Anklängen an den Faschismus (Selektion der Roma). Teile der FPÖ mit ihren ständigen Rückgriffe­n auf NS-Gedankengu­t und Rassismus sind rechtsextr­em. Viktor Orbán mit seiner antisemiti­sch unterlegte­n Kampagne gegen George Soros ist rechtsextr­em.

Sebastian Kurz hat den österreich­ischen Botschafte­r bei der Financial Times intervenie­ren lassen, als ihn die Zeitung als „far right“bezeichnet­e. Tatsächlic­h ist Kurz eher rechtskons­ervativ oder nationalko­nservativ als „weit rechts außen“, aber er arbeitet mit einer FPÖ zusammen, die sich teilweise rechtsextr­emer Inhalte M bedient. an wird daher schärfer hinsehen müssen. In etlichen Fällen reicht die Bezeichnun­g „rechtspopu­listisch“nicht mehr aus. Wir haben es da bereits mit „Rechtsextr­emismus“zu tun. hans.rauscher@derStandar­d.at

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria