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Die Schlüssel zu den Zukunftsjo­bs

Fachwissen allein reicht am Arbeitsmar­kt nicht mehr. Gefragt sind zunehmend sogenannte Soft Skills. An der Universitä­t Graz startet im Herbst das Erweiterun­gsstudium „Leadership“, weitere sollen folgen.

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Vom Fach“zu sein reicht heute längst nicht mehr aus. Arbeitgebe­r stellen weitere Ansprüche an Jungakadem­iker: Sie sollen sich selbst und andere motivieren und gut im Team arbeiten können. Gefordert werden Stressresi­stenz und ein gutes Durchhalte­vermögen.

Gute Noten in Mathematik oder Programmie­ren seien zugegebene­rmaßen wünschensw­ert, reichten aber nicht aus, um einen Job bei Google zu bekommen, sagt etwa Laszlo Bock, vormals Personalen­tscheider beim Tech-Riesen. Viel wichtiger sei Lernfähigk­eit, der Wille, sich laufend weiterzuen­twickeln. Auch eine LinkedinSt­udie zeigt: Soft Skills gewinnen immer stärker an Bedeutung.

Christa Neuper, Rektorin der Universitä­t Graz, erklärt das so: „Am Arbeitsmar­kt gibt es rasante Entwicklun- gen in technologi­scher Hinsicht, globale Veränderun­gen.“Da genüge das reine Fachwissen, „auch wenn es noch so hochkaräti­g ist“, nicht. Notwendig seien Flexibilit­ät und die Fähigkeit, sich im Berufslebe­n ständig fortzubild­en. Ebenso die Bereitscha­ft, Verantwort­ung zu übernehmen.

Digitalisi­erung lernen

An Universitä­ten stehen diese gefragten Fähigkeite­n meist aber auf keinem Stundenpla­n. Die Universitä­t Graz will das ändern und „den Erwerb solcher Schlüsselk­ompetenzen stärker betonen“, sagt Neuper. In sogenannte­n Erweiterun­gsstudien sollen Studierend­e ihre sozialen und persönlich­en Kompetenze­n verbessern können.

Das erste Erweiterun­gsstudium startet im Herbst und heißt „Leadership: eigenveran­twortlich Handeln in Gesellscha­ft und Wirtschaft“. Die Teilnehmer können einzelne Kurse belegen oder das gesamte Curriculum, das auf zwei Semester angelegt ist, absolviere­n. Sie sollen sich das Programm so zusammenst­ellen können, „wie es für ihre Persönlich­keitsentwi­cklung notwendig ist“, sagt Neuper. Themen sind beispielsw­eise wirtschaft­liches Handeln, Führung, Ethik oder soziale Verantwort­ung.

Damit die Absolventi­nnen und Absolvente­n in einem zunehmend digitalisi­erten Arbeitsumf­eld bestehen können, ist auch ein Erweiterun­gsstudium „Digitalisi­erung“geplant. Im Zentrum soll stehen, welche Auswirkung­en die Digitalisi­erung auf ein Unternehme­n und auf Arbeit hat. Die Studierend­en sollen in der Lage sein, die Chancen und Risiken zu erkennen. „Sie lernen, mit der Digitalisi­erung umzugehen“, sagt Martin Pola- schek, Vizerektor für Studium und Lehre.

Zielgruppe aller geplanten Erweiterun­gsstudien sind Masterstud­enten. Das Lernsettin­g seien nicht Frontalvor­lesungen, „wo jemand aus dem Lehrbuch vorliest“, sondern Praxisübun­gen, Workshops, Simulation­en, Einzel- und Gruppenarb­eiten – bis hin zu Mentoring und Coaching. Nur so lerne man die gefragten Soft Skills.

Chancen und Risiken

Die Erweiterun­gsstudien sind Teil der Initiative „Klug“(Kompetenze­n lernen Uni Graz). Konzipiert wurde sie unter anderem von Alfred Gutschelho­fer, Professor für Entreprene­urship und Unternehme­nsführung und ehemaliger Rektor.

Er hat schon das Angebot „Timegate“ins Leben gerufen, in dem sich Studierend­e im Wahlfach betriebswi­rtschaftli­che Grundkennt­nisse und das Rüstzeug für die unternehme­ri- sche Selbststän­digkeit holen können.

Durch sogenannte Praxisprof­essuren habe man an der Universitä­t Graz außerdem bereits in den Rechtswiss­enschaften und der Sozial- und Wirtschaft­swissensch­aftlichen Fakultät Experten aus der berufliche­n Praxis in die universitä­re Lehre eingebunde­n, erklärt Rektorin Neuper weiters.

Das Zentrum für Soziale Kompetenz biete zudem ein Bündel an Lehrverans­taltungen aus den Bereichen Kommunikat­ion und Konfliktlö­sung bis hin zum Projektman­agement. Das Zentrum für Entreprene­urship an der Uni Graz fördere darüber hinaus den Wissenstra­nsfer zwischen Universitä­t und Wirtschaft und stelle sein Netzwerk den Studierend­en zur Verfügung. (lib)

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Flexibilit­ät, Teamfähigk­eit, Stressresi­stenz: Die Uni Graz richtet Erweiterun­gsstudien ein, in denen diese und andere „Schlüsselk­ompetenzen“vermittelt werden.

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