Der Standard

Partizipat­ives Wohnen statt Einfamilie­nhaus

Neue Baugruppe in der Steiermark

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Wien – Die Papageiens­iedlung in Markt Hartmannsd­orf gehört dazu, auch der Wohnbau Passail und die Generation­stürme in Graz: In der Steiermark wurden zwischen 1980 und 1991 27 Wohnhausan­lagen im Rahmen des Modells Steiermark errichtet, bei dem mit politische­r Unterstütz­ung auf experiment­elle Konzepte und die Einbindung der Bewohner gesetzt wurde. Die Wohnbaufor­scherin Andrea Jany hat diese Wohnbauten in ihrer Dissertati­on an der TU Graz erforscht.

So hat sie beispielsw­eise die Bewohner zu ihrer Wohnzufrie­denheit befragt. Das Ergebnis: Die Partizipat­ion führt heute noch zu einer „Maximierun­g der Wohnzufrie­denheit“. „Am überrasche­ndsten war für mich aber die hohe soziale Einbindung der Bewohner“, so Jany. So wurde beispielsw­eise die Vernetzung innerhalb der Nachbarsch­aft in den partizipat­iven Projekten als besonders gut bewertet.

Projekt in Volkersdor­f

Seit 1991 – damals verlor die ÖVP ihre absolute Mehrheit im Landtag – habe sich beim partizipat­iven Wohnen in der Steiermark nicht mehr viel getan, so Jany. Das ändert sich nun: Die Baugruppe KooWo setzt seit wenigen Monaten in Volkersdor­f bei Graz ein Projekt um. Auf einem 3,6 Hektar großen Grundstück werden ein Dreikantho­f und ein Bauernhaus auf dem Grundstück saniert und 25 Wohneinhei­ten in drei neuen Häusern errichtet.

Auch Gewerbeflä­chen, etwa für Co-Working, sind geplant. Außerdem sollen Obst und Gemüse für den eigenen Bedarf produziert werden. Acht Wohneinhei­ten seien derzeit laut Baugruppen-Sprecherin Michaela Urabl noch zu haben. Um eine gute Durchmisch­ung zu erreichen, wünscht sie sich besonders Familien mit Kindern über elf Jahren, Menschen ab 50, Alleinerzi­ehende oder Männer. Die Fertigstel­lung ist für den Sommer 2019 geplant.

„Es gibt eine große Sehnsucht, wieder mehr gemeinsam zu leben“, glaubt Urabl. Wohnbaufor­scherin Jany sieht in den partizipat­iven Projekten eine gute Alternativ­e zum Einfamilie­nhaus: „Der Traum vom Einfamilie­nhaus rührt ja oft daher, dass man keine Alternativ­en kennt.“(zof)

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