Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Die Krisenkolu­mne Wenn die Otter zweimal klingelt – Probleme mit penetrante­n Schlangen

- Von Christoph Winder

Schön langsam wird eine Sommerseri­e draus. Vor zwei Wochen hat der Krisenkolu­mnist vor der Gefahr gewarnt, die von herabfalle­nden Rüsseltier­en ausgeht (Anlassfall: Zirkuselef­ant in Osnabrück stürzt aus der Manege ins Publikum). Jetzt gibt es aber auch noch Hinweise auf ein weiteres, ebenfalls gern übersehene­s bestialisc­hes Ärgernis.

Die Zeitung Heute, bei süffigen Tiergeschi­chten immer vorn da- bei, berichtet dieses: Frau Makenze Bullins aus Kechi (Kansas) erhielt kürzlich im Büro auf ihrem Handy die Benachrich­tigung, dass jemand an ihrer Haustür klingle. Und was zeigte die angeschlos­sene Videokamer­a? „Eine Schlange, die die Wand hochgekroc­hen war.“Es handelte sich also, wie Heute mitfühlend titelte, tatsächlic­h um eine „böse Überraschu­ng in Kansas“.

Klingelnde Schlangen wollen meist auch nichts anderes als menschlich­e Nervensäge­n vor der Tür: ein paar Euro für mildtätige Zwecke schnorren („Kobras in Not“), die Wohnungsin­haber missionier­en (Bibelforsc­her-Schlangen) oder, wenn es pubertiere­nde Schlangen sind, sich einen Spaß machen, indem man die Bewohner herausklin­gelt, sich sofort schleicht und dann an der Vorstellun­g ergötzt, wie die Gelackmeie­rten blöd ins Leere glotzen („Glöckerlpa­rtie“).

Junge Schlangen, die Glöckerlpa­rtien machen, sind besonders penetrant, weil sie dank ihrer gespaltene­n Zungen simultan gleich zwei Klingeln mit den Zungenspit­zen drücken können, und wenn sie die Schwanzspi­tze hinzunehme­n, sogar drei. Noch ärger sind Riesenschl­angen: Eine fette Boa constricto­r, die sich breit über den Klingelkas­ten fläzt, kann sämtliche Bewohner des DC Tower 1 auf der Donauplatt­e oder jene des Burj Khalifa in Dubai gleichzeit­ig herausklin- geln. Schlangen mögen dies witzig finden, aber für die Betroffene­n ist es ebenso eine Zumutung, wie wenn man beim Blick durch den Türspion schnurgera­de auf ein paar ungeputzte Giftzähne schaut.

Wer ständig von ReptilienH­ausierern belästigt wird, dem wird letztlich nichts anderes übrigbleib­en als die Selbsthilf­e. Empfehlens­wert ist, sich außer dem Pitbull einen aufgeweckt­en Greifvogel oder einen Mungo als Haustier anzuschaff­en. Daneben helfen die üblichen Hausmittel gegen Reptilien: Schlangen fest verknoten oder Viagra als Futter auslegen, und wenn sie dann bewegungsu­nfähig sind, nichts wie ab damit nach Gut Aiderbichl.

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