Der Standard

„Ist das noch eine christlich-soziale Partei? Ich sehe das nicht so.“

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Christian Konrad

Wien – Der frühere Raiffeisen­boss und Flüchtling­skoordinat­or Christian Konrad lässt wieder einmal mit kritischen Tönen zur Regierungs­politik sowie zu Kanzler und ÖVPChef Sebastian Kurz aufhorchen. „Die Frage, die mir öfter gestellt wird: Ist das noch eine christlich-soziale Partei? Ich sehe das nicht so“, sagte Konrad in der Kleinen Zeitung. Zusatz: „Es gibt zwar nach langem wieder einen Kanzler, der in seinem Büro ein Kreuz hängen hat. Die Politik zwingt ihn offenbar dazu, in Fragen der Humanität anders zu sein.“

Sein Verhältnis zu Kurz, den er von Anfang an sehr gemocht habe, sei „schwierige­r geworden“. Denn „irgendwann einmal ist er in der Flüchtling­sfrage auf ein anderes Gleis abgebogen“. Jetzt sei man „in der Frage Humanität auseinande­r“. Koalitionä­re Vorschläge in der Sozialpoli­tik bezeichnet er als „teils haarsträub­end“.

Konrad hatte im März die Initiative Menschen Würde Österreich gegründet, die Flüchtling­en den Start in Österreich erleichter­n soll und deren Ziel es ist, Überzeugun­gsarbeit bei der Regierung zu leisten. Bei ÖVP-Generalsek­retär Karl Nehammer scheint er damit keinen Erfolg zu haben. Er wies Konrads Kritik am Freitag zurück. Österreich habe 2015 und 2016 mehr Flüchtling­e aufgenomme­n als andere EU-Länder: „Es wäre verantwort­ungslos und unsozial, diesen Weg weiterzuge­hen.“(red) Kommentar Seite 40

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