Der Standard

Pensionsfa­lle für Arbeitslos­e

- Leopold Stefan

Bereits das fünfte Jahr in Folge steigt die Beschäftig­ung in Österreich, in allen Bevölkerun­gsgruppen sinkt die Arbeitslos­igkeit. Bei den über 55-Jährigen kommt der Aufschwung allerdings nur verhalten an. Würde man jene älteren Personen zu den Arbeitslos­en rechnen, die durch die Aktion 20.000 der vorigen Regierung eine Stelle fanden, wären die Zahlen noch bedenklich­er.

Viele Arbeitsmar­ktexperten kritisiert­en die jähe Einstellun­g der Aktion durch die türkis-blaue Koalition. Derartige Programme funktionie­ren aber lediglich als soziale Abfederung in Krisenzeit­en. Dass die Altersgrup­pe 55 plus auch in Zeiten des Aufschwung­s Probleme bei der Arbeitssuc­he hat, offenbart strukturel­le Probleme: Demografis­ch bedingt, schwillt die gesamte Alterskoho­rte an. Für diese Gruppe wirken nun bisherige Pensionsre­formen nach, die den Zugang in die Frühpensio­n erschweren.

Die Politik müsste Pensionsre­formen trotzdem konsequent durchziehe­n. Länder mit hoher Beschäftig­ung im Alter wie Schweden oder die Schweiz setzten auf einen späteren Pensionsan­tritt und geringe Geschlecht­eruntersch­iede. Eine 55-Jährige bleibt ihrem neuen Arbeitgebe­r in Österreich bestenfall­s fünf Jahre erhalten, fünf Jahre weniger als ihr männlicher Alterskoll­ege. Ein angegliche­nes Antrittsal­ter würde Österreich­erinnen besser am Arbeitsmar­kt positionie­ren, auch wenn durch den späteren Pensionsan­tritt zunächst Arbeitslos­enzahlen anwachsen.

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