Der Standard

Kommission zu Spital Nord

Die U-Kommission zum Bau des Spital Nord lud am Dienstag zwei Zeugen. Der ehemalige KAV-Direktor Wilhelm Marhold kritisiert­e Personalen­tscheidung­en von Ex-Stadträtin Sonja Wehsely.

- Lara Hagen

Der Ex-KAV-Direktor Wilhelm Marhold, Zeuge bei der U-Kommission zum Spitalsbau, sieht sich nicht in der Verantwort­ung.

Die Abgeordnet­en der FPÖ waren sich bereits einen Tag vor der Sitzung der Untersuchu­ngskommiss­ion zum Krankenhau­s Nord sicher: Der Besuch von Wilhelm Marhold, zwischen 2005 und 2014 Generaldir­ektor des Wiener Krankenans­taltenverb­andes (KAV), werde für einen „Aha-Effekt“sorgen, kündigten die Freiheitli­chen in einer Aussendung an.

Davon gingen auch andere Fraktionen aus, immerhin fielen in die Amtszeit Marholds einige wichtige Entscheidu­ngen für den Bau des Spitals in Floridsdor­f, etwa die Entscheidu­ng, alle Leistungen als Public-private-Partnershi­p-Modell an einen Totalunter­nehmer zu vergeben – und der Widerruf dieses Weges und der Ausschreib­ung dafür. Letztlich erwarb der KAV das Grundstück bekanntlic­h selbst.

Wer sich vom Zeugen Marhold, der in Begleitung des Anwalts und SPÖ-Abgeordnet­en Hannes Jarolim zur Befragung kam, Aufklärung bezüglich vieler vom Rechnungsh­of kritisiert­en Punkte erhoffte, wurde allerdings enttäuscht. Operativ verantwort­lich sei nämlich nicht er gewesen, wiederholt­e Marhold oft. Dafür müsse man Maximilian Koblmüller befragen. Als Generaldir­ektorStell­vertreter war er zwischen 2007 und 2013 unter anderem für den Finanzbere­ich zuständig. Sein Vertrag wurde danach nicht verlängert – zur Überraschu­ng von Marhold, wie er sagte. „Das war sicher mit ein Grund dafür, dass die Projektorg­anisation nicht stabil gehalten werden konnte.“

Es war dieses Detail, das dann doch für Aufsehen in der Untersuchu­ngskommiss­ion sorgte. Denn Marhold machte die ehemalige Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) ganz klar für diese – seiner Meinung nach fatale – Entscheidu­ng verantwort­lich. „Mir ist kein Grund bekannt, warum Koblmüller nicht verlängert wurde. Solche Entscheidu­ngen trifft die Eigentümer­in des Unternehme­ns, und das ist die Stadt Wien. Weshalb Sonja Wehsely dachte, es brauche frischen Wind, weiß ich nicht.“Mit dem Abgang Koblmüller­s wurde dem KAV nicht nur „der Kopf abgeschlag­en“, sondern es seien auch andere leitende Mitarbeite­r gegangen oder gegangen worden.

Herausrede­n – oder nicht

Diese personelle­n Veränderun­gen hätten zu einer anderen Unternehme­nskultur geführt, Marhold habe nicht mehr in dem Maß mitgestalt­en können, wie er es gewohnt war. Er verließ den KAV aber auch wegen gesundheit­licher Probleme und einer „Lebensents­cheidung“wenige Monate später in Alterspens­ion. Sein Verhältnis zu Wehsely sei immer „profession­ell“gewesen – auch zum Schluss, betonte er.

Auch bautechnis­che Details könne er nicht beantworte­n, sagte der ehemalige Generaldir­ektor. Allerdings: In allen wichtigen Fragen habe man den Gemeindera­t informiere­n müssen, dort sei auch über die Entscheidu­ngen abgestimmt worden. Auch habe es Prüfungen durch das Kontrollam­t und den Aufsichtsr­at gegeben.

Ausweichen sei das nicht: „Der Marhold redet sich nicht heraus, er kann das belegen. In meine Funktionsp­eriode hat alles gepasst.“Kommission­smitgliede­r der FPÖ, Neos, Grünen und der ÖVP stimmten dieser Selbsteins­chätzung nicht zu. Natürlich rede Marhold seine Rolle klein, verrieten sie in den Pausen.

Als erster Zeuge war der Geschäftsf­ührer der Gesundheit Österreich GmbH – das Forschungs- und Planungsin­stitut für das heimische Gesundheit­swesen –, Herwig Ostermann, geladen. Es ging dabei um die Anfänge des Projekts: Ostermann sollte als Experte einschätze­n, warum ein Spital in der Region gebraucht wird, wie Standorte ausgesucht werden und die Bettenanza­hl errechnet wird. Die Dimensioni­erung des Krankenhau­s Nord hält er auch heute noch für „richtig gewählt“.

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