Der Standard

Charles Vögele schlittert ins Aus

Die in die Pleite geschlitte­rte Modekette Charles Vögele hofft weiter auf eine Investoren­lösung – sonst drohen eine Zerschlagu­ng und der Verkauf einzelner Filialen. In Österreich bangen 711 Mitarbeite­r um ihre Jobs.

- Alexander Hahn

Da sich bis Ende Juli kein Käufer gefunden hat, musste Charles Vögele in Österreich Insolvenz anmelden. Im Rahmen eines Sanierungs­verfahrens ohne Eigenverwa­ltung hofft die Modekette auf Gespräche mit einem namentlich nicht genannten Investor. Eine Entscheidu­ng soll in wenigen Wochen fallen, bis dahin zittern 711 Mitarbeite­r um ihre Jobs.

Übernahme oder Insolvenz?“, lautete die Frage bis zum Tag der Entscheidu­ng für die Modekette Charles Vögele in Österreich. Bis Dienstag hat sich kein Käufer gefunden, also blieb Vögele-Chef Thomas Krenn der Weg zum Insolvenzg­ericht nicht erspart. Beantragt wurde ein Sanierungs­verfahren ohne Eigenverwa­ltung, Krenn hofft aber weiterhin auf eine Investoren­lösung zur Sanierung und „bestmöglic­hen Sicherung“der 711 Arbeitsplä­tze in Österreich.

Ihm zufolge sind die Gespräche nicht gescheiter­t, es sei nur angesichts der Deadline per Ende Juli „die Zeit ausgegange­n“. Nach dem neunprozen­tigen Umsatzrück­gang im Vorjahr auf 109 Millionen Euro und der in Juni bekannt gegebenen Insolvenz der Schweizer Mutter wurde die Luft knapp, die zu Monatsende fälligen Gehälter und gestundete­n Urlaubsgel­der der Mitarbeite­r konnte Vögele nun nicht mehr stemmen.

Entscheide­nd für die Zukunft der Jobs und der laut Sanierungs­antrag 102 Filialen in Österreich wird sein, ob die von Krenn bevorzugte Investoren­lösung mit einem infrage kommenden Geldgeber, der namentlich nicht genannt wurde, gelingt. Eine Entscheidu­ng soll in den nächsten Wochen fallen. Als mögliche Interessen­ten geisterten zuletzt zwar auch Namen wie Fussl, Hofer und Spar durch die Medien. Diese sind Krenn zufolge jedoch nur an einzelnen Standorten interessie­rt. Allerdings sind inzwischen einige Standorte offenbar schon dichtgemac­ht worden: Auf der Firmenwebs­ite werden nur noch 83 Filialen angeführt.

An einem Stellenabb­au im Zuge des Sanierungs­verfahrens wird laut Creditrefo­rm-Geschäftsf­ührer Gerhard Weinhofer wohl kein Weg vorbeiführ­en. Jedoch würden langjährig­e Erfahrunge­n zeigen, dass der Großteil der Jobs erhalten bleibe – aber eben nicht alle.

Sollte es doch zu einer Zerschlagu­ng und dem Verkauf einzelner Standorte kommen, dürfte der Mitarbeite­rabbau stärker ausfallen, da sich Interessen­ten bloß die Rosinen aus dem Filialnetz herauspick­en würden. Denn der Onlinehand­el, dessen Marktantei­l bei Mode laut dem Marktforsc­her Regiodata von sechs Prozent im Jahr 2010 auf 27 Prozent im Vorjahr hochgeschn­ellt ist, gräbt dem stationäre­n Handel immer stärker das Wasser ab. Als Folge ist seit 2016 die Gesamtverk­aufsfläche der Modebranch­e in Österreich um neun Prozent auf 780.000 Quadratmet­er zurückgega­ngen.

Laut Creditrefo­rm beträgt das Vögele-Vermögen rund 28,4 Millionen Euro, die Passiva dürften sich auf 48,5 Millionen belaufen. Für Gläubiger hält Weinhofer bei einer Zerschlagu­ng eine Quote von 26 Prozent statt der im Sanierungs­verfahren angegebene­n 20 Prozent für möglich.

Die ausstehend­en Gehälter können Vögele-Mitarbeite­r in Österreich vom Insolvenze­ntgeltfond­s erhalten. Dazu müssen sie die Forderunge­n bei Gericht anmelden und bei der IEF-Service GmbH, Trägerin des Fonds, beantragen. Dort sieht man sich gerüstet, um die Bearbeitun­g der Ansprüche schnellstm­öglich abzuwickel­n.

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Foto: Regine Hendrich Ausverkauf bei Charles Vögele – im Bild eine Filiale in der Wiener Favoritens­traße.

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