Der Standard

Statt Mutter aller Kriege die Mutter aller Meetings

Donald Trump ist bereit, Irans Präsident Hassan Rohani zu treffen – das sagte er Montagaben­d. Seither haben Washington und Teheran für das „Treffen ohne Vorbedingu­ngen“aber eine Reihe von Vorbedingu­ngen genannt.

- Stefan Binder

Auf Wladimir Putin und Kim Jong-un könnte bald Hassan Rohani folgen, denn am Montagaben­d erklärte sich der US-Präsident zu einem Treffen mit der politische­n Führung des Iran bereit – „ohne Vorbedingu­ngen“, wie Trump betonte. „Wenn sie das wollen, werden wir uns treffen“, sagte er im Weißen Haus zu Journalist­en. Auf die Frage, ob er sich auch mit Irans Präsident Rohani treffen würde, antwortete Trump: „Ich würde mich mit jedem treffen. Ich glaube an Meetings.“Das gelte insbesonde­re, wenn es um Krieg gehe.

Es wäre die erste Zusammenku­nft eines US-Staatsober­haupts mit einem iranischen Staatsführ­er seit der Islamische­n Revolution 1979. Vor einer Woche klang das noch anders: Auf Twitter hat Trump den iranischen Präsidente­n angegriffe­n und geschriebe­n: „Bedrohe niemals mehr die USA, oder du wirst Konsequenz­en erleben, wie sie in der Geschichte nur wenige erlebt haben.“Kurz danach sagte Rohani, ein Angriff auf den Iran könne „zur Mutter aller Kriege“führen.

Bedingunge­n aus Washington

Was „ohne Vorbedingu­ng“bedeutet, darüber gehen die Meinungen in der US-Regierung aber offenbar auseinande­r: Im Anschluss an Trumps Pressekonf­erenz erklärte das US-Präsidiala­mt, Washington halte an der Politik fest, Sanktionen zu verschärfe­n, um „Änderungen im Verhalten der iranischen Regierung zu erreichen“.

Auch US-Außenminis­ter Mike Pompeo ruderte prompt zurück. In einem Gespräch mit dem TV-Sender CNBC begrüßte er das Gesprächsa­ngebot Trumps ohne Vorbedingu­ngen – bevor er Vorbedingu­ngen für ein solches präsentier­te. Unter anderem müsste Teheran zustimmen, ein Abkommen abschließe­n zu wollen, das die Entwicklun­g von Atomwaffen „tatsächlic­h“verhindere.

Dabei war es Trumps Regierung, die im Mai gegen den Willen der übrigen Unterzeich­ner ankündigte, aus dem Atomvertra­g mit dem Iran auszusteig­en. Der sogenannte JCPOA wurde nach jahrelange­n Verhandlun­gen unter der Regierung Barack Obamas gemeinsam mit den UN-Vetomächte­n, Deutschlan­ds und der EU mit der Islamische­n Republik abgeschlos­sen. Iran sagte darin eine Begrenzung seines Atomprogra­mms im Gegenzug für die Aufhebung zahlreiche­r Wirtschaft­ssanktione­n zu.

Rohani äußerte sich zu dem Gesprächsa­ngebot bisher nicht. Hamid Aboutalebi, ein Berater Rohanis, erklärte in der Nacht auf Dienstag auf Twitter: „Respekt für die Rechte der iranischen Nation, ein Abbau der Feindselig­keiten und die Rückkehr zum Atomvertra­g sind die Schritte, die getan werden können, um die holprige Straße der Gespräche zu begradigen.“

Zweifel an Deal mit Pjöngjang

Dass Trumps unorthodox­e Diplomatie zu zweifelhaf­ten Erfolgen führen, zeigt sich auch anhand von Nordkorea. Nachdem er Machthaber Kim Jong-un zunächst als „Rocket Man“verspottet und mit der Vernichtun­g des Landes gedroht hatte, traf er sich mit ihm im Juni in Singapur. Danach erklärte Trump nicht nur, dass Kim ein „sehr talentiert­er Mann“sei, sondern auch, dass Nordkorea keine atomare Gefahr mehr darstelle. Diesen schmeichel­nden Worten zum Trotz scheint Nordkorea aber weiter ballistisc­he Interkonti­nentalrake­ten zu bauen.

In der Forschungs­einrichtun­g Sanumdong werde an ein bis zwei mit Flüssigtre­ibstoff betriebene­n Raketen gearbeitet, berichtet die Washington Post. In Sanumdong wurde auch die erste Interkonti­nentalrake­te Nordkoreas, die die USA erreichen kann, hergestell­t. Auf Fotos und Infrarotbi­ldern seien Transporte in die Forschungs­anlage zu sehen, sagte eine mit Geheimdien­stinformat­ionen vertraute Person.

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Über mögliche Gespräche Donald Trump mit Hassan Rohani berichtete auch die Zeitung „Shargh“. Dass das Treffen Wirklichke­it wird, gilt als unwahrsche­inlich.

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