Verzögerungen nähren in Simbabwe Verdacht
Konkurrenten sehen auch nach der Präsidentenwahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen
Harare/Wien – Am Tag nach der Präsidentenwahl in Simbabwe fühlten sich beide Favoriten als Sieger. Was er von seinen Vertretern vor Ort höre, sei „extrem positiv“, sagte Amtsinhaber Emmerson Mnangagwa am Dienstag. Herausforderer Nelson Chamisa sagte, seine Partei, die Bewegung für Demokratischen Wandel MDC, habe sich „außerordentlich gut“geschlagen. Allerdings beklagte die MDC Unregelmäßigkeiten. ExFinanzminister Tendai Biti sagte, er fürchte, der Wille des Volkes solle manipuliert werden.
Grund für den Verdacht ist eine Verzögerung: Die Wahlkommission wollte eigentlich am Nachmittag erste Ergebnisse präsentieren, sprach dann aber am Nachmittag zunächst nur von einer Beteiligung von etwa 75 Prozent. Mehrere Bürgerrechtsgruppen zählen parallel zur Wahlkommission aus, dürfen ihre Ergebnisse aber nicht vorher veröffentlichen. Aus einer der Gruppen verlautete, es sehe auch nach der Auszählung von 10.985 Wahllokalen nach dem erwarteten Kopf-an-KopfRennen aus.
Sollte keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen, kommt es am 8. September zu einer Stichwahl. Laut an Wahllokalen ausgehängten Einzelergebnissen lag Chamisa in der Hauptstadt Harare deutlich voran. Das wurde freilich erwartet, Mnangagwas Hochburgen liegen eher auf dem Land.
Beobachter: Kleine Mängel
Beobachterkreisen zufolge verlief die Abstimmung ohne größere Regelwidrigkeiten. Allerdings habe es Einschüchterungen von Wählern gegeben. Zudem wurde einseitige Berichterstattung durch staatliche Medien bemängelt.
Die Befürchtung lautet, dass ein Sieg Chamisas vom Militär nicht gut aufgenommen würde. Die Streitkräfte hatten im November Langzeitmachthaber Robert Mugabe entmachtet. Einige der damals beteiligten Generäle sitzen nun in der Regierung.
Mnangagwa hat im Wahlkampf angekündigt, das Land aus der Isolation herausführen zu wollen. Vor allem setzt er auf lokale und internationale Investoren. Diese aus dem Ausland stammenden Geldgeber warteten allerdings bisher ab, ob sich die politische Lage stabilisiert.
Nicht nur deshalb übernimmt der nächste Präsident eine schwierige Aufgabe. Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung sind arm, die Arbeitslosenrate ist extrem hoch. Zwischen 70 und 90 Prozent der Menschen haben keine Beschäftigung und sichern ihr Überleben durch Arbeit im informellen Sektor. Früher als vorbildlich angesehene Bereiche wie Bildung oder Gesundheitsversorgung sind mittlerweile mehr als desolat. (red)