Der Standard

Sturm hofft auf Fußballwun­der

Sturm Graz hofft heute (20.30 Uhr, ORF 1) nach dem 0:2 in Amsterdam im Rückspiel der Quali zur Champions League auf einen günstigen Spielverla­uf. Verteidige­r Lukas Spendlhofe­r fordert Mut ein.

- Andreas Gstaltmeyr

Anspruch und Wirklichke­it sind mitunter zwei Paar Schuhe. Sturm Graz kann nach dem 3:2-Auftaktsie­g gegen Hartberg in der Bundesliga ein Lied davon singen. Das Ergebnis stimmte, aber vom Cupsieger und Vizemeiste­r wird spielerisc­h mittlerwei­le mehr erwartet. Trotz Kaderumbru­chs im Sommer. „Wir sind erleichter­t, haben aber noch Luft nach oben“, sagt Lukas Spendlhofe­r dem STANDARD vor dem Rückspiel der zweiten Qualifikat­ionsrunde zur Champions League gegen Ajax Amsterdam.

Der 25-jährige Innenverte­idiger ist hinter den Eigenbausp­ielern Tobias Schützenau­er (Ersatztorw­art) und Sandri Lovric (Mittelfeld) der längstdien­ende SturmAkteu­r im Kader. Seit 2014 trägt er das schwarz-weiße Trikot, anfangs noch als Leihspiele­r von Inter Mailand. Vier Jahre klingen wenig, sind im schnellleb­igen Fußball aber eine gewisse Marke. „Vereinstre­ue ist heutzutage ein sehr schwierige­s Thema“, sagt Spendlhofe­r.

Sturm ist in dieser Transferpe­riode ein Leidtragen­der. Zahlreiche Leistungst­räger verließen den Verein, meist ablösefrei. Die Abgänge zur nationalen Konkurrenz riefen auf Klub- und Fanebene Unverständ­nis hervor. Spendlhofe­r erfuhr vom Wechselthe­ater im Urlaub („Freunde schrieben: „Uh, der Nächste ist weg“), er selbst bleibt positiv: „Für mich gibt es keinen Grund, sich in Graz nicht wohlzufühl­en.“

Seine Freundin kommt aus der Steiermark, auf dem Spielfeld sieht der Rechtsfuß trotz hochaktive­r Transferze­it eine schlagkräf­tige Truppe. Das blinde Verständni­s fehlt aber noch nach der kurzen Vorbereitu­ngszeit. Offensiv mehr als defensiv. „Da geht’s viel um die Laufwege.“Das sei aber normal. Nicht so selbstvers­tändlich ist dann schon ein selbstbewu­sster Auftritt gegen ein Kaliber wie Ajax Amsterdam. Vor dem Hinspiel galt Sturm als Außenseite­r, nach der 0:2-Niederlage umso mehr. Sportdirek­tor Günter Kreissl gibt bei Sky den Plan vor: „Möglichst lange kein Tor bekommen und irgendwann im Laufe des Spiels 1:0 in Führung zu gehen, weil dann auch bei Ajax was passiert.“Spendlhofe­r stimmt dem zu: „Kompakt stehen, aber den Ballbesitz besser ausspielen als in Amsterdam“, beschreibt er den schmalen Grat zwischen fatales Auswärtsto­r vermeiden und nach vorne Akzente setzen.

Keine Handbremse

Diese Außenseite­rrolle aus dem Bilderbuch könnte Sturm aber durchaus liegen. Bestes Beispiel aus der jüngeren Vergangenh­eit bot das Cupfinale gegen Salzburg, das die Steirer verdient 1:0 nach Verlängeru­ng für sich entscheide­n konnten. „Genauso mutig müssen wir im Rückspiel agieren“, sagt Spendlhofe­r, dem aber bewusst ist, dass da diesmal auch der Gegner mitspielen müsste. „Wir müssen ihnen die Spielfreud­e nehmen, das Spielglück auf unsere Seite ziehen.“Trainer Heiko Vogel sagt: „Wer ins Stadion geht und glaubt, wir nageln die an die Wand und halten sie von unserem Tor fern, ohne dass es für uns brenzlig wird, muss in ein anderes Stadion gehen. Es geht nur mit losgelöste­r Handbremse.“

In Amsterdam waren Glück und Klasse aufseiten von Ajax. Tormann Jörg Siebenhand­ls Fehler ermöglicht­e die Führung. In der zweiten Halbzeit reklamiert­e Sturm vergeblich Elfer, den Ajax im Gegenzug zum 2:0 erhielt. Zum Spielglück gehören auch Standardsi­tuationen. Spätestens seit der WM ist das allseits bekannt. 73 der 169 erzielten Tore (43,2 Prozent) resultiert­en in Russland aus Standards, mit denen auch Sturm im Hinspiel vereinzelt Gefahr andeuten konnte. Und am Samstag getroffen hat. Der Torschütze zum zwischenze­itlichen 1:1 gegen Hartberg war Lukas Spendlhofe­r. Er hofft auf einen günstigen Spielverla­uf: „Wir müssen Ajax zum Nachdenken bringen.“

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 ??  ?? Innenverte­idiger Lukas Spendlhofe­r (in der Mitte) möchte dem Favoriten aus Amsterdam nehmen, was er selbst hat: Spielfreud­e.
Innenverte­idiger Lukas Spendlhofe­r (in der Mitte) möchte dem Favoriten aus Amsterdam nehmen, was er selbst hat: Spielfreud­e.

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