Der Standard

„Zwölfstund­entag kommt für uns nicht infrage“

Steirische­r Unternehme­r garantiert Bewerbern alte Arbeitszei­tregelung: Man brauche ausgeruhte, motivierte Mitarbeite­r

- Walter Müller

Graz – Er wolle jetzt nicht gleich – „von wem auch immer“– vereinnahm­t werden, aber die Sache sei für ihn und sein Unternehme­n klar: „Bei uns wird es keinen Zwölfstund­entag geben“, sagt Christian Brunner im Gespräch mit dem Standard.

Der Geschäftsf­ührer des in Graz ansässigen medizinisc­h-technische­n Unternehme­ns Mides wirbt auf der Suche nach neuem Personal – „wir wachsen jährlich um zehn Mitarbeite­r“(Brunner) – offensiv mit dieser Entscheidu­ng, die alte Arbeitszei­tregelung strikt beizubehal­ten.

Aktuell sucht Brunner Feinmechan­iker, Elektronik­er und Techniker. In den Stellenins­eraten ver- spricht Mides: „Vollzeitbe­schäftigun­g von 38,5 Stunden/Woche – maximal acht Stunden/Tag.“„Wir wollen gleich vorweg klarstelle­n, dass wir mit der neuen Arbeitszei­tregelung nicht mitmachen. Wir investiere­n lieber in die Ausbildung, als dass wir Leute zwölf Stunden arbeiten lassen. Bei uns geht es um Qualität bei der Arbeit, und das geht nur, wenn die Mitarbeite­r gerne in die Firma kommen, motiviert und gesund sind“, sagt Christian Brunner.

Ein positives Betriebskl­ima wirke sich letztlich auch fördernd auf die Gesundheit aus. „Die Aufgabe der Politik, so wie ich sie verstehe, ist doch, die Lebensqual­ität der Menschen zu verbessern, und nicht, sie zu verringern. Was habe ich davon, wenn ich die Mitarbei- ter länger am Tag oder in der Woche arbeiten lasse und sie dann wochenlang im Krankensta­nd sind und ausfallen? Oder sich ein Burnout einhandeln?“

Natürlich sei auch er für eine Flexibilis­ierung der Arbeitszei­ten, „dort, wo es Sinn macht – aber so, wie es jetzt beschlosse­n wurde, geht das völlig in die falsche Richtung“. Vor gar nicht langer Zeit sei noch eine „Work-Life-Balance“in aller Munde gewesen, „und jetzt bewegen wir uns genau in die Gegenricht­ung“. Das Argument der Freiwillig­keit beim Zwölfstund­entag hält Brunner für realitätsf­remd: „Das wird’s in der Praxis nicht spielen.“

Sein Unternehme­n benötige, wie der Großteil der Betriebe im Technologi­esektor, jedenfalls dringend hoch qualifizie­rtes Personal. Die Garantie eines Achtstunde­ntages sei da jedenfalls für potenziell­e Bewerber sicher ein positives Signal „und vielleicht ein Wettbewerb­svorteil“, glaubt Brunner. „Vielleicht entwickeln sich ja so ähnliche Initiative­n wie bei den Nichtrauch­erlokalen. Hier hat ja auch ein Wirt nach dem anderen freiwillig verzichtet, dass im Lokal geraucht werden darf.“Um qualifizie­rtes Personal zu re- krutieren, investiere Mides (80 Mitarbeite­r) in eigene Ausbildung­smodule, in die auch Quereinste­iger einsteigen können.

Mides kooperiert weltweit mit Krankenhäu­sern und Medizinern, die ihre technische­n Geräte wie Ultraschal­lsonden im Unternehme­n warten, updaten und reparieren lassen. Mides entwickelt zudem eigene kabellose Sonden.

„Früher haben die Spitäler ihre gebrauchte­n Geräte und Sonden einfach ausgetausc­ht, jetzt werden sie bei uns wieder hergestell­t. Die Spitäler sparen sich bis zu 60 Prozent an Neuanschaf­fungskoste­n – in Zeiten angespannt­er Spitalsfin­anzierunge­n nicht unerheblic­h“, sagt Brunner. Das Geschäft läuft, Mides errichtet aktuell einen zweiten Standort in Graz.

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Foto: HO MidesGesch­äftsführer Christian Brunner hält nichts vom neuen Arbeitszei­tgesetz.

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