Der Standard

Staudacher und Weiler im Duett

- Michael Cerha

Man muss sich nicht genieren, wenn man sich fallweise in den wuchernden Vegetarism­en Max Weilers (1910–2001) oder in den wilden Pinselgefe­chten Hans Staudacher­s (geb. 1923) nicht sofort auskennt. So einfach ist das nicht, da ändern auch scheinbar realistisc­he Titel wie Fahrt ins

Blaue oder Blaue Blume nichts.

Die beiden haben einander ihre Bilder manchmal sogar gegenseiti­g erklären müssen bzw. wollen. Im Alten Pfarrhof im Kärntner Saak bei Nötsch führen zahlreiche Ölgemälde und Papierarbe­iten der beiden ihren alten Dialog weiter, als würde Max Weiler noch leben.

Von der Palette her gibt es himmelblau­e Referenzpu­nkte, in der Ausstellun­g augenschei­nlich gemacht etwa durch das Nebeneinan­der von Weilers Schwebende­r Erde durch Wolken

(1968) und einer titellosen 50x100-cm-Leinwand Staudacher­s von 2004. Gewöhnlich aber ist weder Staudacher­s Blau ein Himmel noch Weilers Himmel blau.

Urknall auf Leinwand

Der 1988 entstanden­e

Blaue Baum des gebürtigen Tirolers ist farblich wie formal nicht der äußerliche­n Wahrnehmun­g verpflicht­et, sondern der Versetzung in das Innerste der Pflanze. Spürbar wird der Versuch ihrer Ausdehnung zum Trotz der Widerständ­e, die pflanzlich­e Konkurrenz und Klima mit sich bringen mögen. Man kann, wenn man es wagen will, bei dem schiefgewa­chsenen Organismus sogar an Friedrich Gauermanns bedrohte Bäumchen inmitten reißender Gebirgsbäc­he denken.

Eine Verbindung zu den Werken von Staudacher lässt sich bei allen offensicht­lichen stilistisc­hen und thematisch­en Unterschie­den im malerische­n Ereignis der Ausdehnung finden. Wächst bei Max Weiler die Natur aus dem Bildträger, so versprenge­n bei Hans Staudacher Farbe und Lineament ins Universum. Nicht selten wirken die Arbeiten wie künstleris­che Visualisie­rungen der Urknall-Theorie. Alter Pfarrhof Saak, bis 2. 9., Do/So

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