Der Standard

Noch fester aufs Gaspedal

- Rosa Winkler-Hermaden

„Tempo 140? Fahre ich sowieso.“Das ist die Reaktion vieler Autofahrer auf die Testabschn­itte auf der Westautoba­hn, die Verkehrsmi­nister Norbert Hofer eingericht­et hat. Um zehn km/h schneller als bisher darf man ab Mittwoch auf zwei Teilstreck­en der Westautoba­hn fahren. Was jetzt schon als Kavaliersd­elikt gilt – vor allem, weil Messtolera­nzen dazu führen, dass auch zuvor Tempo 140 kaum bestraft worden ist –, wird durch die Probephase legitimier­t. Völlig ausgeblend­et wird, was die Tempoerhöh­ung aber für Folgen hat, obwohl es Experten seit Bekanntwer­den der Pläne gebetsmühl­enartig wiederhole­n: Die Abgaswerte werden steigen, die Lärmbeläst­igung wird mehr, der Bremsweg wird länger, wodurch auch das Unfallrisi­ko zunimmt.

Und natürlich motivieren Verkehrssc­hilder mit dem Hinweis, Tempo 140 sei erlaubt, dazu, noch fester aufs Gaspedal zu steigen. 150, 160 – warum nicht? Man will ja wissen, wie sich das anfühlt.

Doch was will Hofer eigentlich mit diesem Schritt? Er will die Klientel der FPÖ bedienen – und die ist eine Autofahrer­partei. Von jeher trommelt die Partei gegen jede Maßnahme zur Verkehrsbe­ruhigung in Wien – wie etwa gegen die Einführung der Fußgänger- und Begegnungs­zone Mariahilfe­r Straße, wo Radfahrern und Fußgängern mehr Platz gemacht wurde. Derzeit wettern die Blauen gegen den Vorschlag einer City-Maut. Hofer als Widerpart der Grünen Maria Vassilakou? Er sieht das wohl als Auszeichnu­ng.

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