Der Standard

ORF streicht Doku

Für das Format „Österreich-Bild“wurde eine Sendung übers Schwarzsei­n in Wien produziert. Wenige Tage vor der Ausstrahlu­ng wurde sie abgelehnt, weil sie „technisch, formal und inhaltlich“nicht dem Auftrag entspricht.

- Colette M. Schmidt

Wenige Tage vor der Ausstrahlu­ng einer Sendung über Schwarze streicht der ORF diese aus dem Programm.

Das ORF-Landesstud­io Wien hat für Österreich-Bild eine Sendung über das Leben schwarzer Wienerinne­n und Wiener produziere­n lassen. Die Ausgabe hätte am Sonntag, dem 5. August, um 18.20 Uhr auf ORF 2 gesendet werden sollen – nun wird sie doch nicht gezeigt.

Unter dem Titel Schwarz in Wien – Von Soliman bis Alaba“reden „eloquente, kluge und reflektier­te Wienerinne­n und Wiener darüber, wie nichtschwa­rze Menschen mit ihnen in Wien umgehen“, sagt Teddy Podgorski junior, über den Film, den er für den ORF gestaltet hat. Ihm und den Menschen, die für den Film befragt wurden, wurde vor zehn Tagen, wenige Tage vor der Ausstrahlu­ng, mitgeteilt, dass der Film nicht gesendet wird – obwohl die Doku vom „zuständige­n Redakteur mit großer Begeisteru­ng abgenommen wurde“, sagt Podgorski. Danach sei die Doku „ohne nähere inhaltlich­e Begründung“aus dem Programm gestrichen worden. Olivera Stajić

Die Journalist­in Vanessa Spanbauer, die an der Doku mitgearbei­tet hat, fragt: „Warum ist die Direktorin des Landesstud­ios Wien, die in letzter Minute die Reißleine zog, bis jetzt nicht bereit, ein Statement mit einer Begründung abzugeben, und lässt alle mit ihrer Entscheidu­ng im Ungewissen?“

Auf Nachfrage des STANDARD hat der ORF folgende Stellungna­hme geschickt: „Die abgeliefer­te Doku hat technisch, formal und inhaltlich nicht dem beauftragt­en Konzept entsproche­n. Bei der Sendungsab­nahme wurde deshalb von den Verantwort­lichen der geplante Sendetermi­n verschoben, und der Gestalter wird mit einer Überarbeit­ung beauftragt.“

Über inhaltreic­he Probleme hätte keiner vom ORF bisher gesprochen, so Podgorski. Aus dem Konzept, das dem ORF vor zwei Jahren vorgelegt worden ist, geht klar hervor, dass es um Rassismus gehen wird und dass Betroffene zu Wort kommen, sagt der Gestalter.

Nach STANDARD- Informatio­nen soll Podgorski mitgeteilt worden sein, dass die Bildsprach­e zum Format Österreich-Bild nicht passt. Man wünsche nun von ihm eine Überarbeit­ung, die den Vorgaben entspreche.

Unter dem Titel Österreich-Bild gestalten die Landesstud­ios abwechseln­d Dokumentat­ionen, „die die schönsten und interessan­testen Seiten unserer Heimat vorstellen“, heißt es in der Beschreibu­ng des Sendungsfo­rmats. Dazu passend wird am kommenden Sonntag statt Schwarz in Wien ein anderes Österreich-Bild gesendet: Der Wiener Heurige.

Es ist eine Horrorvors­tellung: Mit Bauplänen, die jedem im Netz frei zugänglich sind, können im 3DDrucker tödliche Schusswaff­en, sogar halbautoma­tische Sturmgeweh­re, produziert werden. Sie haben keine Seriennumm­er, sind also nicht nachverfol­gbar; falls sie nur aus Plastik sind, bleiben sie in vielen Sicherheit­sschleusen unsichtbar. Und selbst für jene wenigen, die in den USA nicht legal eine Waffe erwerben können, wären sie ab 1. August erhältlich gewesen. Nur die Last-MinuteEnts­cheidung eines Richters in Seattle hat dies vorerst verhindert.

Dass die Trump-Regierung diesen Dammbruch ermöglicht hätte, wenn nicht ein Gericht dazwischen­gegangen wäre, ist tatsächlic­h atemberaub­end. Das geht über das Argument der Waffenlobb­yisten, das Recht auf Waffenbesi­tz sei in der US-Verfassung verankert, noch hinaus.

Der Jusstudent Cody Wilson warf auch das First Amendment, das Rede- und Meinungsfr­eiheit sicherstel­lt, in Justitias Waagschale­n, um seine Baupläne online stellen zu können. Juristisch ist die Gleichsetz­ung des eigenen Know-hows mit der eigenen Gedankenfr­eiheit schon reichlich bizarr. Aber in einem Land, in dem heuer Millionen Kinder und Jugendlich­e auf die Straße gingen, weil sie keine Toten mehr an ihren Schulen und Unis dulden können, die Lage mit Waffen aus dem Homeoffice noch zu verschärfe­n, wäre blanker Wahnsinn. Selbst für Trumps USA.

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Angelo Soliman, einst prominente­r und erfolgreic­her Wiener, endete als Präparat im Naturalien­kabinett.
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Foto: Philipp Horak Die Journalist­in Vanessa Spanbauer beklagt die kurzfristi­ge Streichung der Sendung.
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