Der Standard

Das Recht bei der Arbeit

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Ist es im Großen Schwurgeri­chtssaal auch brutheiß? Darf man mit dem Angeklagte­n KarlHeinz Grasser und den anderen, die für einen Tag Verhandlun­g hereinmüss­en, deswegen ein bisschen Mitleid haben? Und: Wer wird in zehn bis 15 Jahren wegen Korruption in Regierungs­ämtern hier sitzen?

Das Charakteri­stikum dieses Prozesses ist ja, dass es ewig bis zur Anklage und zur Verhandlun­g gedauert hat, was auch an der Verzögerun­gstaktik der Anwälte gelegen ist. „Justice must be seen to be done“, sagen die Amerikaner. Man muss das Recht bei der Arbeit sehen, damit die Leute an das System glauben. Zu ergänzen wäre, man muss das Recht bei schneller Arbeit sehen können. Insoferne kommt der Prozess gegen Grasser, Meischberg­er und Co fast zu spät. Wie immer er ausgeht, es hat für das Ansehen der Demokratie und des Rechtsstaa­tes zu lange gedauert, bis es endlich dazu gekommen ist. Die Angeklagte­n halten seit über zehn Jahren keine politische­n Ämter mehr. Sie sind nicht mehr sehr relevant.

Die meisten werden sich noch erinnern, welcher Superstar Grasser einst war – wie beliebt er war und wie gewisse Zeitungen vor ihm im Staub lagen. Sic transit gloria KarlHeinzi. Aber wird das wenigstens für die neuen Superstars am politische­n Himmel eine Warnung sein? Werden sie an die Konsequenz­en denken, wenn sie in Versuchung geraten?

Wer wird in zehn oder 15 Jahren hier sitzen?

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