Deutschland holt Familien nach
Tausende Anträge drohen die Behörden zu überlasten
Zwei Jahre haben durch Krieg und Flucht getrennte Familien auf diesen Tag gewartet: Am Dienstag ist der Familiennachzug für Flüchtlinge wieder angelaufen. 1000 Mütter, Väter, Kinder sollen monatlich nach Deutschland kommen dürfen. Die CSU wird auf das Einhalten dieser Obergrenze streng achten.
Legt man die Regierungsangabe zugrunde – 34.000 Anträge –, dauert das Abarbeiten knapp drei Jahre. Laut der NGO Pro Asyl bemühen sich sogar bis zu 70.000 Menschen um Familienzusammenführung. Sie kritisiert die neue Regelung als „Bürokratiemonster“. Außen- und Innenministerium haben die Zahl der beteiligten Behörden von zwei auf drei erhöht. Abstimmen müssen sich nun die den Antrag annehmende Botschaft, die für den bereits in Deutschland Wohnenden zuständige Ausländerbehörde – und auch das Bundesverwaltungsamt, das künftig die Entscheidung trifft.
Sieger im Notleide-Ranking
„Kriterien der humanitären Bedürftigkeit“nennt die Regierung als Grundlagen der Entscheidung, wer kommen darf. Es geht also um die Sieger im Notleide-Ranking. Das Kindeswohl soll an erster Stelle stehen, Pluspunkte bringen auch lange Trennungsdauer, Krankheit, oder größtmögliche Unsicherheit der im Ausland Lebenden. Die Bewertung unterliegt dem Ermessen der Behörden.
Im Nahen Osten wachsen die Hoffnungen auf positive Bescheide, in Deutschland die Hürden. Zum minderjährigen Kind dürfen die Eltern nachziehen, nicht aber die Geschwister. Die müssten allein im Ausland bleiben und können eventuell später nachgeholt werden. Klagen bei den ohnehin längst überlasteten Verwaltungsgerichten sind programmiert.