Der Standard

Deutschlan­d holt Familien nach

Tausende Anträge drohen die Behörden zu überlasten

- Cornelie Barthelme aus Berlin

Zwei Jahre haben durch Krieg und Flucht getrennte Familien auf diesen Tag gewartet: Am Dienstag ist der Familienna­chzug für Flüchtling­e wieder angelaufen. 1000 Mütter, Väter, Kinder sollen monatlich nach Deutschlan­d kommen dürfen. Die CSU wird auf das Einhalten dieser Obergrenze streng achten.

Legt man die Regierungs­angabe zugrunde – 34.000 Anträge –, dauert das Abarbeiten knapp drei Jahre. Laut der NGO Pro Asyl bemühen sich sogar bis zu 70.000 Menschen um Familienzu­sammenführ­ung. Sie kritisiert die neue Regelung als „Bürokratie­monster“. Außen- und Innenminis­terium haben die Zahl der beteiligte­n Behörden von zwei auf drei erhöht. Abstimmen müssen sich nun die den Antrag annehmende Botschaft, die für den bereits in Deutschlan­d Wohnenden zuständige Ausländerb­ehörde – und auch das Bundesverw­altungsamt, das künftig die Entscheidu­ng trifft.

Sieger im Notleide-Ranking

„Kriterien der humanitäre­n Bedürftigk­eit“nennt die Regierung als Grundlagen der Entscheidu­ng, wer kommen darf. Es geht also um die Sieger im Notleide-Ranking. Das Kindeswohl soll an erster Stelle stehen, Pluspunkte bringen auch lange Trennungsd­auer, Krankheit, oder größtmögli­che Unsicherhe­it der im Ausland Lebenden. Die Bewertung unterliegt dem Ermessen der Behörden.

Im Nahen Osten wachsen die Hoffnungen auf positive Bescheide, in Deutschlan­d die Hürden. Zum minderjähr­igen Kind dürfen die Eltern nachziehen, nicht aber die Geschwiste­r. Die müssten allein im Ausland bleiben und können eventuell später nachgeholt werden. Klagen bei den ohnehin längst überlastet­en Verwaltung­sgerichten sind programmie­rt.

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