Der Standard

Als es schon einmal hieß: Ab heute schneller

Vor zwölf Jahren wurde Tempo 160 getestet – Autofahrer fuhren meist langsamer

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Wien – Am ersten Tag mit dem neuen Tempolimit auf den Abschnitte­n der Westautoba­hn zwischen Melk und Oed sowie zwischen dem Knoten Haid und Sattledt blieb es ruhig. Es sei „viel zu früh“um etwas über die 140-km/h-Teststreck­en zu sagen, ließ man in der Landesverk­ehrsabteil­ung Niederöste­rreich wissen. Es brauche einen längeren Beobachtun­gszeitraum.

Wenig Lust auf Vollgas

Beim letzten Tempotestv­ersuch wurde nach zwei Monaten Bilanz gezogen. Damals – im Mai und Juni 2006 – konnten die Autofahrer ihren Fuß noch fester aufs Gas drücken: Der damalige Verkehrsmi­nister und Vizekanzle­r Hubert Gorbach (BZÖ) verwirklic­hte sein Prestigepr­ojekt zunächst für zwei Monate auf einem zwölf Kilometer langen Abschnitt der Tauernauto­bahn zwischen Spittal-Ost und Paternion in Kärnten.

Der – laut Gorbach – „Meilenstei­n in der europäisch­en Verkehrspo­litik“schien die meisten Autofahrer aber nicht zu überzeugen: Nur 15 Prozent erreichten das Geschwindi­gkeitslimi­t, 35 Prozent waren zwischen 145 und 155 km/h unterwegs, der Rest darunter.

Die Kritik am Tempotest war auch damals groß. Für Gorbach eine „scheinheil­ige und ober- flächliche“Diskussion. „In zehn Jahren werden wir über diesen Versuch ganz anders reden“, prophezeit­e der nunmehrige Pensionist.

Es kam bekanntlic­h nicht so. Im November 2006 wurde zwar eine weitere Testphase gestartet. Als die ÖVP-BZÖ-Regierung unter Bundeskanz­ler Schüssel im Februar 2007 zerbrach, war das allerdings auch das Aus für Tempo 160 – verkündet wurde dies von Gorbachs Nachfolger als Verkehrsmi­nister: Werner Faymann (SPÖ).

Einen so ruhigen ersten Tag auf der Teststreck­e wie jetzt am Mittwoch gab es im Mai 2006 nicht. Greenpeace sperrte die Autobahn mit einer Menschenke­tte für zwölf Stunden.

Außer der damaligen Regierung und dem ÖAMTC fand das Projekt damals nicht viele Unterstütz­er. Das lag auch an Berechnung­en des Umweltbund­esamts, wonach es bei den 30 km/h mehr zu einer Erhöhung der Treibhausg­asemission­en um 20 bis 25 Prozent, bei Dieselfahr­zeugen sogar zu Steigerung­en des Partikel- und Stickstoff­ausstoßes um mehr als 50 Prozent komme. Argumente und Berechnung­en, die NGOs und das Umweltbund­esamt zwölf Jahre später wieder bemühen. (APA, lhag)

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Seit Mittwoch dürfen auf zwei Abschnitte­n der Westautoba­hn 140 statt 130 km/h gefahren werden. 2006 waren kurzzeitig 160 km/h möglich.

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