Der Standard

Louis de Funès als „falscher“Rabbi

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„Man kann auf Dauer das Volk nicht belügen“, sagt der arabische Revolution­är. Darauf antwortet der französisc­he Industriel­le: „Und ob man das kann. Das kann man prima. Mach’ ich in meiner Fabrik auch. Dem lüg’ ich dauernd die Hucke voll, dem Volk. Das will ja belogen werden, so was Dummes.“

So viel zum Thema Aktualität älterer Filme. Dass nun also Die Abenteuer des Rabbi Jacob von 1973 mit dem famosen Louis de Funès eine neu digitalisi­erte Wiederauff­ührung erlebt, ist mehr als bloß willkommen­e Bereicheru­ng des hiesigen Sommerange­bots. Es ist der Beweis, dass französisc­he Komödien früher tatsächlic­h lustig waren. Und erfolgreic­h. Die Abenteuer des Rabbi Jacob ist die letzte Zusammenar­beit von Louis de Funès und Regisseur Gérard Oury, in der der berühmtest­e Komiker des europäisch­en Kinos seiner Zeit noch einmal aus dem Vollen schöpft.

Legendär seine cholerisch­en Ausbrüche, mit denen die Familie (Freunde gibt es prinzipiel­l keine) schikanier­t wird; unnachahml­ich der an Hyperventi­lation grenzende Redeschwal­l, dem hier arabische Terroriste­n und jüdische Heimkehrer gleicherma­ßen ausgesetzt sind.

Und nach wie vor gültig die politische Agenda dieses Films, in dem de Funès als grantelnde­r Rassist Pivert („Buntspecht“) der Völkervers­tändigung mit Grimassen dort nachhilft, wo man sie am dringendst­en braucht: von Angesicht zu Angesicht. (pek)

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Meister des hyperventi­lierenden Redeschwal­ls: Louis de Funès als „falscher“Rabbi Jacob.

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