Schon elf Drogentote in Kärnten
Land baut nun Suchtambulanzen und Beratungen aus
Klagenfurt – Die Gerichtstermine an diesem Mittwoch unterstreichen die Dringlichkeit des Problems. Gleich zwei Verhandlungen sind an diesem Tag am Landesgericht festgesetzt: Suchtgifthandel mit mehreren Tausend Stück Ecstasytabletten, unerlaubter Umgang mit Suchtgiften, Nötigung.
Zwischen den Prozessen lädt die Kärntner Landesregierung zu einem Suchtgiftgipfel.
Die Politik musste reagieren, das Drogenproblem hat sich in Kärnten dramatisch entwickelt. In den ersten sechs Monaten starben elf Menschen nach dem Konsum von Drogen, so viel wie im gesamten Jahr zuvor. Das Bundeskriminalamt hat für das letzte Jahr 2210 Anzeigen in Sachen Drogen notiert, eine Zunahme um 33 Prozent. Nach Einschätzung des Landes sind zwischen 1500 und 1750 Kärntner und Kärntnerinnen drogensüchtig.
Nach dem Drogengipfel am Mittwoch kündigte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) an, dass nach dem Ausbau der Drogenambulanz Klagenfurt nun auch jene in Villach räumlich erweitert und eine fixe Drogenberatungsstelle auch in Feldkirchen eingerichtet werde.
Eines der Hauptprobleme sei „das geänderte Konsumverhalten. Die Substanzen werden gemischt, zu den bekannten illegalen Drogen kommen verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel und synthetisch hergestellte Produkte, deren Wirkung kaum bekannt ist. Das Ganze ergibt einen tödlichen Cocktail“, sagte Prettner.
Es gebe bisweilen auch einen allzu freigiebigen Umgang von Ärzten beim Verschreiben von Beruhigungsmitteln. Daher solle „die Bewusstseinsbildung der niedergelassenen Ärzte verstärkt werden“. Geplant seien auch Gespräche mit der Ärztekammer über verpflichtende Schulungen für Ärzte.
Angeregt wurde vonseiten der Experten des Gipfels auch eine Art Medikamenten-„Vignette“, die auf die potenzielle Gefahr solcher verschreibungspflichtiger, schnell abhängig machender Medikamente hinweist. (mue)