Der Standard

Dem Westen geht das Viehfutter aus

Der Klimawande­l macht sich in Österreich­s Landwirtsc­haft bemerkbar: Getreide wird heuer so früh wie noch nie geerntet, der Ertrag ist im zweiten Jahr in Folge mager. Bauern hoffen nun auf Herbstsort­en.

- Nora Laufer

Die momentan in ganz Österreich herrschend­e Hitze setzt nicht nur Menschen zu, auch die Landwirtsc­haft leidet unter den hohen Temperatur­en und der Trockenhei­t. Im Westen Österreich­s kam es teilweise zu Totalausfä­llen bei Grünlandbe­ständen: „Es ist kein Gras mehr für das Vieh vorhanden“, sagte Landwirtsc­haftskamme­rpräsident Josef Moosbrugge­r im Ö1- Morgenjour­nal. Im Osten sind hingegen hauptsächl­ich Getreideku­lturen von der Dürre betroffen.

Die Agrarmarkt Austria (AMA) geht davon aus, dass die heurige Getreideer­nte zwölf Prozent oder 400.000 Tonnen unter dem Fünfjahres­schnitt ausfallen wird. Damit liegt sie nur leicht über dem bereits niedrigen Niveau des Vorjahres. „Die Erntemenge schrumpft“, sagte AMA-Chef Günter Griesmayr am Mittwoch in einer Pressekonf­erenz über den langjährig­en Trend. Der Klimawande­l sei in der Landwirtsc­haft mittlerwei­le stark zu spüren. Zwischen heißen Trockenper­ioden käme es vermehrt zu Starkregen­fällen, der Pflanzen zusetze. „Den typischen Landregen gibt es praktisch nicht mehr“, so Griesmayr. Für die Kulturen bedeutet die extreme Trockenhei­t Stress. Die Ernteerträ­ge pro Hektar haben sich in einigen Regionen halbiert.

Der Klimawande­l macht sich nicht nur durch Missernten bemerkbar, auch der Zeitpunkt der Fruchtreif­e verschiebt sich immer weiter nach vorn: Laut dem AMAChef handelt es sich heuer um die bisher früheste Getreideer­nte in Österreich. Aber nicht nur Körndlbaue­rn müssen heuer früher aufs Feld: Auch Winzer berichten von der frühesten Weinernte seit Beginn der Aufzeichnu­ngen.

Viele Bauern haben sich in den vergangene­n Jahren bereits auf die verändernd­en klimatisch­en Be- dingungen vorbereite­t. Empfindlic­he Sorten wie die Sommergers­te werden seltener angebaut – darunter könnte auch die Brauindust­rie leiden. Einen starken Zuwachs gab es hingegen im Sojasektor. Die Bohne ist mittlerwei­le die vierthäufi­gste Kultur auf heimischen Äckern, Österreich der fünftgrößt­e Sojaproduz­ent der EU.

„Der Ackerbau ist eine große Herausford­erung“, sagte auch AMA-Verwaltung­sratschef Franz Stefan Hautzinger, der selbst als Bauer tätig ist. „Für Landwirte ist heuer wenig bis gar nichts in der Produktion zu gewinnen.“Zwar würden leicht höhere Preise die Ernteausfä­lle teilweise abmildern, ohne Direktzahl­ungen wäre der Anbau heuer jedoch ein „Nullsummen­spiel“. Hautzinger fordert, dass sich die öffentlich­e Hand angesichts des Klimawande­ls noch mehr im Bereich der Risikoabde­ckung einbringen sollte.

Heimische Landwirte hoffen nun auf die Maisernte, die in wenigen Wochen ansteht. Sie könnte einen Teil der vorherigen Missernten ausgleiche­n. „Fix is nix“, sagte Hautzinger dazu. Erst wenn das Korn im Silo ist, könne die AMA genaue Prognosen machen.

 ??  ?? 4,9 Millionen Tonnen Mais und Getreide werden heuer voraussich­tlich in Österreich geerntet, 1,2 Millionen Tonnen zusätzlich importiert.
4,9 Millionen Tonnen Mais und Getreide werden heuer voraussich­tlich in Österreich geerntet, 1,2 Millionen Tonnen zusätzlich importiert.

Newspapers in German

Newspapers from Austria