Das Blaue Haus beim Wiener Westbahnhof wird grün
2021 soll der neue Ikea- Standort eröffnet werden – mit den bekannten Filialen hat er wenig zu tun
Wien – Vor fast sechzig Jahren setzte Ikea-Gründer Ingvar Kamprad seine Möbelhäuser auf die grüne Wiese am Stadtrand. Damals war das angesichts der spärlichen Motorisierung noch ein Risiko. Heute geht der schwedische Möbelriese den umgekehrten Weg. Näher zum Kunden und damit auch zurück in die Stadt lautet das Motto.
In Wien soll der neue Standort beim Wiener Westbahnhof 2021 eröffnet werden. Ein Auto braucht man dort nicht nur nicht, es ist gar nicht vorgesehen. Wer in Zukunft den geplanten City-Ikea aufsuchen will, kommt besser öffentlich oder mit dem Rad. Parkplätze für Besucher wird es nicht geben – allenfalls Platz für Transporträder und sicherlich auch für herkömmliche Drahtesel.
Geht es nach dem Möbelriesen, schaut Einkaufen im neuen Haus in der Äußeren Mariahilfer Straße etwas anders aus. Rund 10.000 Artikel werden zu finden sein, so viele wie an jedem anderen Standort auch. Mitnehmen kann man aber nur Dinge, die sich mit dem Fahrrad oder der U-Bahn transportieren lassen. Alles andere – etwa Küchen und Wohnzimmer – werde geliefert, sagte die Chefin von Ikea Österreich, Viera Juzova.
Mit diesem Konzept leiste man Pionierarbeit, so Juzova. Wenn es funktioniert, soll es später auf andere Länder übertragen werden.
Neben Einkaufsflächen und Gastronomie stellen sich die für die Planung zuständigen Wiener Architekten Querkraft unter anderem eine frei zugängliche Dachterrasse und begrünte Fassadenele- mente vor. Auch gemischt genutzte Ebenen soll es in dem siebenstöckigen Gebäude geben. Über Details wird noch nachgedacht.
Fix ist, dass im Herbst mit dem Bau eines 50.000 Quadratmeter großen Logistikzentrums in Strebersdorf begonnen wird. Dieses soll unter anderem auch die Filiale am Westbahnhof beliefern. Alles in allem soll die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 3000 auf knapp 3400 steigen.
Die interne Freigabe für das Projekt ist laut Juzova im Juli erfolgt, behördlich genehmigt ist es noch nicht. Der Spatenstich ist im Herbst 2019 geplant. Vorher muss das Blaue Haus weichen. Die Kosten sollen (nicht eingerechnet der Erwerb der Immobilie von den ÖBB) unter 100 Millionen Euro bleiben.
Weil immer mehr Menschen online einkaufen, will man künftig landesweit auch auf Abholstationen setzen. Derzeit macht das Onlinegeschäft allerdings erst 4,5 Prozent der ÖsterreichUmsätze aus, die 2017 bei 722,8 Millionen Euro lagen.