Der Standard

Verpasste Chance

- Olivera Stajić

Im Zweifelsfa­ll doch lieber Wein: Statt der in Auftrag gegebenen und bereits fertiggest­ellten Doku Schwarz in Wien – Von Soliman bis Alaba wird am kommenden Sonntag Der Wiener Heurige als Österreich-Bild gesendet. Als Begründung führt der ORF an, dass der Film „technisch, formal und inhaltlich nicht dem beauftragt­en Konzept entsproche­n“habe. Das ist sehr schade – für den ORF und für seine Zuschauer. Vor allem für jene Zuschauer, die Teil der „gesellscha­ftlichen, regionalen, ethnischen, religiösen und kulturelle­n Vielfalt“sind, die im ORFLeitbil­d angeführt wird.

In der abgelehnte­n Doku kommen, laut den enttäuscht­en Gestaltern, ausschließ­lich schwarze Wiener und Wienerinne­n zu Wort. Sie sprechen über ihre Erfahrung mit direkter, subtiler, aber auch oft einfach aus Unwissenhe­it entstanden­er Diskrimini­erung. Diese Perspektiv­e ist im ORF, und in den österreich­ischen Medien im Allgemeine­n, eine Seltenheit. In der Regel wird über Migranten, über Menschen mit nichtweiße­r Hautfarbe und über religiöse Minderheit­en geredet – aber sehr selten mit ihnen. Noch seltener räumt man ihnen prominente Sendeplätz­e ein.

Im Österreich-Bild werden laut Selbstbesc­hreibung die „schönsten und interessan­testen Seiten unserer Heimat“gezeigt. Rassismus passt hier natürlich nicht hinein. Deswegen bleibt zu hoffen, dass der ORF bald ein passendere­s Format für Schwarz in Wien findet.

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