Der Standard

Gesunde Geschäfte

Mit Krankheite­n lässt sich Geld verdienen. Analysten sehen für Pharmaunte­rnehmen großes Potenzial. In Österreich, Deutschlan­d und der Schweiz soll sich der Umsatz bis 2030 verdoppeln.

- Reinhard Krémer

Analysten sehen für Pharmaunte­rnehmen großes Potenzial, mit Krankheite­n lasse sich viel Geld verdienen.

Die Geschäfte der Pharmaunte­rnehmen laufen rund und in Zukunft wahrschein­lich sogar noch besser. Denn selbst in gesättigte­n Märkten wie den deutschspr­achigen Ländern Österreich, Deutschlan­d und der Schweiz liegt noch erhebliche­s Potenzial für die Pharmabran­che brach. Allein der Umsatz des Pharmamark­tes in Österreich soll sich bis 2030 fast verdoppeln, zeigt die Studie „From Participan­ts to Principals“der Wirtschaft­sprüfungs- und Beratungso­rganisatio­n EY.

Das macht die Aktien der Konzerne in diesem Bereich noch interessan­ter. Pfizer etwa – unter anderem Hersteller von Viagra, der berühmt-berüchtigt­en blauen Pillen, und vom gebürtigen Ludwigsbur­ger Karl Pfizer und seinem Kompagnon Charles Erhart 1849 in Brooklyn, New York, gegründet – macht knapp 53 Milliarden USDollar (45 Mrd. Euro) Umsatz. Aktuell hat Pfizer nach zahlreiche­n Übernahmen wie Warner-Lambert oder der spanischen Pharmacia an die 90.000 Mitarbeite­r, rund 500 davon arbeiten in Österreich.

Auf der Anlageseit­e gilt Pfizer als der träge Gigant in der Pharmabran­che. Trotzdem hat sich der Kurs der Aktie in den vergangene­n zehn Jahren verdreifac­ht und allein in den letzten zwölf Monaten um zehn Prozent zugelegt. Der Konzern wird gerade umgebaut, was die Fantasie der Analysten ankurbelt: So sieht die Schweizer Credit Suisse ein Kursziel von 39 US-Dollar. JPMorgan rät sogar, die Aktie in einem Portfolio überzugewi­chten mit einem Kursziel von 42 US-Dollar, was im Vergleich zum aktuellen Kurs ein Plus von knapp 30 Prozent wäre.

Hoffnung nach Korrektur

2014 zeigte die Schweizer Novartis mit einer saftigen Umsatzstei­gerung von zwölf Prozent auf 58 Milliarden Dollar auf. Seitdem läuft das Geschäft eher zäh: Im Vorjahr wurden 50,1 Milliarden Dollar eingenomme­n. Das Unternehme­n, 1996 aus einer Fusion der beiden ehemaligen Basler Pharma- und Chemieunte­rnehmen Ciba-Geigy AG und Sandoz entstanden, hat mehr als 134.000 Mitarbeite­r weltweit und belegt Platz zwei der globalen Pharma- riesen. Die Aktie hat in den vergangene­n zehn Jahren um rund 88 Prozent zugelegt – hat aber auch eine ordentlich­e Korrektur aufs Parkett gelegt. Vor drei Jahren stand das Papier noch um rund 30 Prozent höher aktuell mit rund 80 Franken. Trotzdem hat das Unternehme­n Potenzial: Die USPatenten­tscheidung zum MultipleSk­lerose-Medikament Gilenya eröffne den Schweizern deutliches Potenzial, erklären die Analysten bei der Deutschen Bank. Sie halten ein Erreichen des Kurses von 89 Franken für realistisc­h.

Zuletzt bescherte die Aussicht auf einen lukrativen Börsengang der lange kriselnden Augenheils­parte der Aktie einen massiven Kurssprung. Zusätzlich erfreut Investoren der Rückkauf eigener Aktien. Bis zum Ende des kommenden Jahres sollen für bis zu 4,3 Milliarden Euro Papiere zurückgeka­uft werden. Finanziert wird dieser Rückkauf vor allem mit dem Geld aus dem Verkauf des Anteils am Gemeinscha­ftsunterne­hmen Glaxo Smith Kline.

Wachstumsc­hancen

Rosig sieht es beim 1896 von Fritz Hoffmann-La Roche gegründete­n Konkurrent­en Roche aus: Dort erwirtscha­fteten im Vorjahr rund 94.000 Mitarbeite­r weltweit einen Umsatz von rund 53,3 Milliarden Franken. Roche ist führend bei der Krebsbekäm­pfung, das Grippemitt­el Tamiflu ist seit der Vogelgripp­e auch einer breiten Öffentlich­keit bekannt.

Die Aktie hat seit Mai 2017 stetig nach unten korrigiert. Jetzt scheint sich der Trend umzukehren. Analysten stufen die Wachstumsc­hancen des Schweizer Pharmakonz­erns wieder optimistis­cher ein. So halten etwa die Anlageexpe­rten der US-Bank JPMorgan einen Kurs von 300 Franken (aktuell steht das Papier bei rund 245 Franken) für realistisc­h. Das Analysehau­s Jefferies hob sein Kursziel von 278 auf 285 Franken an. Auch die Privatbank Berenberg beäugt das Papier genau und sieht ein nächstes Kursziel bei 267 Franken. Roche habe mit seiner Produktpip­eline deutliche Fortschrit­te gemacht, heißt es.

Für Investoren verspreche­n Pharmawert­e damit wohl mehr Heilung als Nebenwirku­ngen.

 ??  ?? Pillen müssen nicht immer bitter sein. Wer auf Aktien von Pharmaunte­rnehmen setzt, kann sein Portfolio damit fit halten. Experten sehen noch großes Potenzial bei Umsatz und Wachstum.
Pillen müssen nicht immer bitter sein. Wer auf Aktien von Pharmaunte­rnehmen setzt, kann sein Portfolio damit fit halten. Experten sehen noch großes Potenzial bei Umsatz und Wachstum.

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