Der Standard

8,6 Millionen für Studien

Unter Rot- Schwarz waren Ausgaben aber bereits höher

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Wien – Die Regierung lässt sich gern extern beraten. Am Mittwoch wurde bekannt, dass Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) eine Expertise zum Pilotversu­ch Rechtsabbi­egen bei der TU Wien einholt. Kostenpunk­t: 99.750 Euro. Damit wird die Obergrenze für Direktverg­aben, die bei 100.000 Euro liegt, knapp unterschri­tten. Eine Ausschreib­ung war also nicht notwendig.

Insgesamt wurden von den Ministerie­n zwischen August 2017 und Juni des heurigen Jahres 179 Studien mit einem Volumen von 8,6 Millionen Euro in Auftrag gegeben, zeigt eine Anfrageser­ie von Neos-Mandatar Nikolaus Scherak. Die Angaben des Bildungsmi­nisteriums fehlen noch. Spitzenrei­ter ist das Verteidigu­ngsressort mit 3,2 Millionen, gefolgt vom Sozialmini­sterium mit 2,8 Millionen und dem Verkehrsmi­nisterium mit 1,4 Millionen Euro.

Im Zeitverlau­f schwanken die Ausgaben stark. Zwischen August 2015 und Juli 2016 gaben die damals rot-schwarzen Minister deutlich mehr aus, nämlich knapp 17 Millionen Euro. Scherak kritisiert auch nicht die Höhe der Kosten. Um evidenzbas­ierte Politik betreiben zu können, brauche es Studien. Es könne aber nicht sein, dass manche Ressorts pauschal von einer Veröffentl­ichung absehen, kritisiert der Neos-Politiker, der einmal mehr ein Informatio­nsfreiheit­sgesetz fordert.

In diese Kerbe schlägt auch die SPÖ, die sich nicht damit abfinden will, dass eine Studie zur Aktion 20.000 nicht veröffentl­icht wird. Der Kärntner SPÖ-Nationalra­tsabgeordn­ete Philip Kucher hat nun einen Antrag gemäß Auskunftsp­flichtgese­tz bei Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) eingebrach­t.

„Begründete­r Verdacht“

Es bestehe „der begründete Verdacht, dass die Studien nicht veröffentl­icht werden, um positive Auswirkung­en der noch von der rot-schwarzen Regierung eingeführt­en Beschäftig­ungsaktion geheim zu halten“. Beauftragt hatte die wissenscha­ftliche und die fiskalisch­e Evaluierun­g der Aktion noch Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ). Erstere bei der Unternehme­nsberatung Prospect (um 163.800 Euro), Letztere beim Institut für höhere Studien IHS (um 82.542 Euro). Laut IHS ist seine Studie noch gar nicht fertig, und laut Prospect-Geschäftsf­ührung läuft die Evaluierun­g dort noch bis Ende November 2018. (go, gra)

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