Der Standard

Wie Hartinger-Klein wieder kaltgestel­lt wird

Kanzleramt gibt Linie vor, wonach die Auflösung der AUVA kein Thema mehr ist

- ANALYSE: Günther Oswald

Wien – Für Opposition und Gewerkscha­ft war die AUVA ein gefundenes Fressen. Nach Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Kleins (FPÖ) Drohungen einer Auflösung der Allgemeine­n Unfallvers­icherungsa­nstalt wurde permanent vor einer Schließung von Spitälern sowie medizinisc­hen Verschlech­terungen gewarnt. Binnen weniger Wochen konnten 200.000 Unterschri­ften „gegen die Zerschlagu­ng der AUVA“gesammelt werden.

Nun versucht die Regierungs­spitze offenbar, das unangenehm­e Thema ein für alle Mal vom Tisch zu bekommen. In mehreren Medien wurde gestreut, dass die AUVA-Auflösung kein Thema mehr sei. Auch zu betriebsbe­dingten Kündigunge­n und Leistungse­inschränku­ngen werde es definitiv nicht kommen. Gespart werde nur in der Verwaltung, indem aus 20 internen Organisati­onsein- heiten eine werden soll und in Wien die Zentrale mit der Landesstel­le zusammenge­legt werde. Durch Nichtnachb­esetzungen sollen in der Verwaltung in den kommenden sechs Jahren 300 von rund 1500 Mitarbeite­rn eingespart werden, heißt es.

Positive Überschrif­ten

Details gibt es dazu nicht. Die AUVA wird ihre Einsparvor­schläge erst am 21. August beschließe­n. Vorerst werden also nur positiv konnotiert­e Überschrif­ten lanciert. Die aktuelle Kommunikat­ionslinie geht nach STANDARD- Infos vom Kanzleramt aus. Die eigentlich zuständige Sozialmini­sterin war nicht involviert und soll, wie auch das Büro von Vizekanzle­r und FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache, nicht gerade erfreut gewesen sein über die medial verkündete Vorentsche­idung.

Offiziell kommentier­t wird das vom Hartinger-Klein-Büro nicht. Dort heißt es nur, man könne nichts bestätigen und nichts dementiere­n. Es ist jedenfalls nicht das erste Mal, dass die Sozialmini­sterin von der Regierungs­spitze de facto kaltgestel­lt wird. Auch bei der Reform des Arbeitslos­engeldes wurde sie entmachtet.

ÖVP-intern gab es von Anfang an Unmut über die Debatte. Zum Hintergrun­d: Die AUVA gilt als „schwarze“Einrichtun­g. Der Salzburger ÖVP-Gesundheit­slandesrat Christian Stöckl hatte auch bereits im Mai verkündet, die Volksparte­i sei nach einer entspreche­nden internen Aussprache nun für die Erhaltung der AUVA. Offiziell wurde die Festlegung damals noch von Klubchef August Wöginger dementiert, de facto war seit damals aber klar, dass die AUVA bestehen bleiben wird.

Die Frage ist nun noch, wie hoch die Einsparung­en tatsächlic­h ausfallen werden. Für Experten war von Anfang an klar, dass die gewünschte­n 500 Millionen Euro bei einem Budget von rund 1,4 Milliarden Euro beziehungs­weise gesamten Verwaltung­skosten von rund 100 Millionen Euro unmöglich ohne Leistungsk­ürzungen eingespart werden können.

Verhandelt wurde daher zuletzt vor allem über Kostenvers­chiebungen zu anderen Akteuren im Gesundheit­ssystem. Und es zeichnet sich ebenfalls ab, dass die 500 Millionen Euro nun als Fernziel gesehen werden. In ersten durchgesic­kerten Papieren der AUVA sollte die halbe Milliarde bis zum Jahr 2029 eingespart werden.

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Foto: APA/Punz Sozialmini­sterin Beate HartingerK­lein muss sich darauf einstellen, dass die AUVA erhalten bleibt.

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