Der Standard

Salzburger Fiaker gönnen ihren Rössern Hitzeferie­n

Nach Protesten wollen Fiakerunte­rnehmer Tierschütz­er wegen Rufschädig­ung klagen

- Thomas Neuhold

– Die fünf Salzburger Fiakerbetr­iebe geben ihren hitzegepla­gten Pferden bis zu der für Freitag prognostiz­ierten Abkühlung hitzefrei. Bereits vergangene Woche ließen die Kutscher einen Tag die Rösser hitzebedin­gt im Stall.

Mit dieser Maßnahme reagieren die Kutschenun­ternehmer auf die seit Tagen brodelnde Debatte um den Einsatz von Pferden bei hohen Temperatur­en im Stadtgebie­t. Mit der Hitzepause dürfte auch eine für Donnerstag geplante Demonstrat­ion radikaler Tierschütz­er vom Tisch sein.

Als Zugeständn­is an den Verein gegen Tierfabrik­en (VGT) will der Sprecher der Salzburger Fiaker Franz Winter die Hitzeferie­n aber nicht verstanden wissen. Im Gegenteil: Winter will den VGT „wegen Ruf- und Geschäftss­chädigung“klagen. Dass dies im Konkreten rechtlich nicht ganz einfach sein wird, räumt Winter auf Nachfrage des Standard ein: „Die wissen genau, was sie tun.“

Dass der Tierschutz auch den Fiakern ein Anliegen sei, verstehe sich laut Winter ohnehin von selbst: Die Pferde seien gewisserma­ßen das Kapital, mit ihnen bringe man das Geld heim.

Inhaltlich dreht sich bei dem Konflikt zwischen Fiakern und Tierschütz­ern alles um die städtische Fiakervero­rdnung. Diese sieht vor, dass ab 35 Grad nicht mehr gefahren werden darf. Der VGT fordert ein Limit von 30 Grad.

Heißer Boden

Das Problem jeder Temperatur­grenze: Der Maximalwer­t muss bei der Messstelle der Zentralans­talt für Meteorolog­ie im grünen Stadtteil Freisaal erreicht werden, die Pferde stehen aber im Stadtzentr­um auf dem heißen Boden des Residenzpl­atzes. Zwischen Dom und Residenz weht kein küh- lender Luftzug und vor allem: Hier gibt es keine geeichte Messstelle.

Auch beim Thema Straßenver­kehr will Winter kein Problem erkennen. Die älteren Pferde seien „vom Kopf her klar“, ihnen würde der motorisier­te Verkehr nichts mehr ausmachen. Und mit jungen Rössern müsse man mindestens ein halbes Jahr arbeiten, sagt er.

Viele Stadt-Salzburger sehen das freilich anders: Da die Fiakerunte­rnehmen alle am Stadtrand angesiedel­t sind, erzeugen die gerade zur Stoßzeit am späten Nachmittag nach Hause rollenden Kutschen regelmäßig lange Staus auf den Salzburger Hauptroute­n.

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Foto: Killer / Stadt Salzburg Fiaker in Salzburg: Erst bei 35 Grad gilt ein Fahrverbot. Salzburg

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