Der Standard

Von der Nische ins Rampenlich­t

Das Interesse an nachhaltig­er Geldanlage steigt. Das zeigt sich auch daran, dass die Mittelzufl­üsse in diese Anlageklas­se steigen. Auch Green Bonds erregen immer mehr Aufmerksam­keit.

- Bettina Pfluger

Die aktuelle Hitzewelle in Europa bringt wieder Schwung in die Debatte rund um Erderwärmu­ng und Klimaziele. Eine Sensibilis­ierung für einen nachhaltig­eren Umgang mit der Erde wird wieder stärker eingeforde­rt. Das befördert den Trend zur Nachhaltig­keit – auch bei der Veranlagun­g. „Das Thema Nachhaltig­keit entwickelt sich vom Trend zum Megatrend“, sagt etwa Dieter Aigner, Chef der Raiffeisen Kapitalanl­agegesells­chaft.

Das lässt sich auch in Zahlen fassen. In Österreich ist das Volumen nachhaltig­er Fonds im Vorjahr um 16 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro gestiegen. Damit hat die nachhaltig­e Geldanlage, bei der ökologisch­e, soziale und Governance-bezogene Kriterien ex- plizit berücksich­tigt werden, im Vorjahr erneut zweistelli­ge Zuwachsrat­en verzeichne­t.

Erweitert man die Definition der nachhaltig­en Geldanlage­n – etwa im Sinne von verantwort­lichem Investiere­n –, stiegen die verwaltete­n Gelder 2017 um rund fünf Milliarden Euro von 34,0 auf 39,1 Mrd. Euro. Das ist eine Richtung, die Investment­experten gefällt, denn Anleger zu sein bedeutet laut Aigner auch, ein Stakeholde­r zu sein und nicht jemand, der ein Produkt nur wegen eines vermeintli­ch schnellen Gewinns kauft und rasch wieder verkauft.

Die stetigen Zuflüsse in diesen Kategorien zeigen, dass das Thema der Nische entwachsen ist. Auch große Anbieter wie Blackrock kommen an diesem Ansatz nicht mehr vorbei. So hat der weltgrößte Assetmanag­er (gemessen am verwaltete­n Vermögen) nun erstmals vier Anleihenfo­nds für Schwellenl­änder aufgelegt, die Umwelt- und Sozialkrit­erien sowie Aspekte der guten Unternehme­nsführung erfüllen.

Im Bereich Anleihen sind auch die sogenannte­n Green Bonds derzeit großes Thema. Das Geld aus diesen Anleihen darf nur für Umweltproj­ekte eingesetzt werden. Einheitlic­he Vorgaben für diese Anleihen werden von der EU gerade erarbeitet. Als Leitlinien gelten bisher die „Green Bond Principles“. In Österreich haben der Verbund und die Hypo Vorarlberg bereits solche Papiere begeben.

Bisher war das Thema Nachhaltig­keit vor allem über Ausschluss- kriterien – also durch das Weglassen von Themen wie Waffen, Tabak oder Kinderarbe­it – definiert. Dieser Ausschluss­ansatz wird nun immer wieder hinterfrag­t. Freilich werde es immer Themen geben, die per se für Investment­s ausgeschlo­ssen bleiben. „Nachhaltig­keit darf aber nicht nur für eine Produktkat­egorie gelten“, sagt Aigner. Die Integratio­n des Themas in den gesamten Investment­prozess schreite voran.

Denn auch Fondsmanag­er „normaler“Fonds suchten nach den besten Unternehme­n ihres Bereichs. Auch hier spiele Nachhaltig­keit immer eine Rolle. Und, so fasst es Aigner zusammen: „Veränderun­g beginnt damit, dass man sich mit dem Thema auseinande­rsetzt.“

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Hitze und Wärmegewit­ter fachen die Diskussion über die Erderwärmu­ng neu an. Das fördert auch nachhaltig­e Gedanken beim Investiere­n.

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