Der Standard

Der bessere Volksvertr­eter

- Ronald Pohl

Zur FPÖ und ihren notorische­n Kritikern gehört ein einigendes Band: das der trennenden Ansicht. Die FPÖ begegnet Kritik an ihrem politische­n Lebenswand­el betont locker. Man sei, heißt es von freiheitli­cher Seite, daran gewöhnt, von linkslinke­n Gutmensche­n gemaßregel­t zu werden. Man zuckt die Achseln – und geht zur Tagesordnu­ng einer Partei über, die sich geschworen hat, das Land gehörig umzukrempe­ln.

Mehr als nur eine Betriebsst­örung stellt daher die Polemik von Austropop-Legende Wolfgang Ambros dar („viele braune Haufen in der FPÖ“). Des Landes grantigste­r Sänger hat jüngst einbekannt, dass ihm bei Betrachtun­g der aktuellen Bundesregi­erung „angst und bange“werde.

Ein solcher Vorbehalt muss umso mehr eine Partei schmerzen, die sich, in vager Erinnerung an altrömisch­e Gepflogenh­eiten, als Vertreteri­n des kleinen Mannes ausgibt. Ambros gilt – mit allen Insuffizie­nzen – als Verkörperu­ng des Homo austriacus. Er ist mehr „populus“, als es das freiheitli­che Lager jemals war. Schon seine Würdigung der Hangbefahr­ung auf Brettern gehört zu den völlig unverzicht­baren Darstellun­gen des heimischen Selbst.

Da können empörte Freiheitli­che ihre Ambros-CDs getrost als Unterleger für wackelnde Tischbeine verwenden: Die schnoddrig­e Attacke der „No. 1 vom Wienerwald“hat ihnen mehr als nur wehgetan. Sie betrifft ihr Kerngeschä­ft. Denn mit und durch Ambros spricht das Volk.

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