Der Standard

Geil wie ein Bock, scheu wie ein Reh

Dem lieben Geld ist im Salzburger Traklhaus eine Ausstellun­g gewidmet: Kunst von böse bis witzig

- Anne Katrin Feßler

Salzburg – Nur in Dagobert Ducks Tresor muss es schöner gewesen sein: Da klimperten zwischen all den Scheinen auch noch die Golddukate­n, dass es dem millionens­chweren Geizkragen eine Wonne war. Nachdem 2015 schubkarre­nweise die Millionen in die Salzburger Galerie im Traklhaus geleert wurden, war dem lustvollen Geldbaden aber auch keine Grenze gesetzt. Mit den 350 Millionen 100-Euro-Kunstnoten konnte man aber auch alternativ andere Schweinere­ien, inspiriert von der Salzburger Landesregi­erung, aufführen: Statt das Steuergeld zu verzocken, in geheimen Aktienund Anleihenpo­rtfolios zu verspekuli­eren, bot Künstler Kurt Fleckenste­in einen Reißwolf zur wesentlich simpleren Geldvernic­htung an.

Eine perfide Arbeit, die nun in der Ausstellun­g Geld in der Kunst freilich nicht fehlen darf. Versammelt sind Werke aus und über weltbeherr­schende bunte Papiersche­inchen. Oft wird dabei an der Eindeutigk­eit des nüchternen Geldwertes gekratzt. Wer sollte das auch besser können als Kunst? Schließlic­h ist ihr Erfolg der monetären Materialis­ierung ideeller und kulturelle­r Werte geschuldet. Anderersei­ts: Der Wert der Kunst ist – im Grunde so wie der Tauschwert des Geldes – eine gesellscha­ftliche Übereinkun­ft.

Reibungslo­s lässt sich die Präsentati­on in die berühmt-berüchtigt­e Serie der Traklhaus-Schauen zu Schuhen, Essen, Tieren, Musik oder Stühlen „in der Kunst“einreihen. Trotzdem bildet sie unter diesen im STANDARD oft kritisiert­en Motivkolle­ktionen eine angenehme Ausnahme. Das liegt nicht am kuratorisc­hen Konzept, sondern an der Natur der Sache. Denn Geld ist wegen seines Symbolgeha­lts stets mehr als nur Motiv, sondern oft mit ähnlichen, vielfach kapitalism­uskritisch­en Fragen aufgeladen. Nicht immer ist das so eindeutig wie in den Plakaten Klaus Staecks. 1997 legte er dem selbstgere­chten Geldverwal­ter eine Axt in den Koffer und titelte: „Wir machen mit Ihrem Geld was wir wollen, German Bankers Club“.

„Geld ist geil wie ein Bock, scheu wie ein Reh“, definierte Politiker Franz Josef Strauß. Dem schnöden Mammon wird in Salzburg zur Festspielz­eit nicht nur im Jedermann gefrönt. Geld wird angebetet wie religiöse Ikonen, das hat Andy Warhol 1981 mit seinem „Porträt“eines Dollarzeic­hens sichtbar gemacht. Zum Ausgleich erinnert Robert Zahornicky mit seinen Fotos der grünen George Washington­s daran, dass die Indigenen „Froschhäut­e“zu den Papierkapi­talien sagten.

Mit Millionen und Trillionen lassen sich tolle Headlines machen, wie Gilbert & George vorführen. Manchem lassen die Summen aber auch die Potenz schwellen, was Daniel Spoerri zu spöttische­n, mit Geldschnip­seln bestreuten afrikanisc­hen Fruchtbark­eitsphalli verleitete. Um die Macht des Geldes zu brechen, eignet sich nicht nur das Schreddern (Timm Ulrichs). Man kann die Noten auch besticken (Carla Degenhardt) oder in Museumswän­de einmauern (auch Ulrichs). Das so dem ewigen Kreislauf Entzogene liegt dort obendrein so sicher wie in Dagoberts Depot. Bis 15. 9.

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Foto: Hans-Peter Feldmann Regenten unter sich: Hans-Peter Feldmann lässt Queen Elizabeth II aus der Fünf-PfundNote hervortret­en. Aber Geld ist im Vergleich zu „Miss Pound“der mächtigere Monarch.

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